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Es hätte eigentlich eine ganz entspannte Reise werden sollen, aber irgendwie war das bei der Besatzung per Definition nicht so einfach. Zwei erfahrene abenteuerhungrige Afrika-Reisende zum ersten Mal gemeinsam auf Tour, was konnte man da schon erwarten. Am Ende gab es mehr Aufreger als uns recht waren.

So flogen Hatsch und Gerd Anfang April 2014 nach Johannesburg um eine gemütliche zweiwöchige Rundreise durchs südliche Mosambik zu unternehmen. Dort angekommen machten wir den Toyi binnen weniger Stunden fahrtüchtig und fuhren noch am gleichen Nachmittag gen Osten los. Das Nötigste an Lebensmitteln wie Bier und Gin kauften wir bereits in einem Shopping Center auf dem Weg vom Flughafen zu Toyis Zuhause, während unsere Abholerin und Gastgeberin freundlicherweise so lange auf uns wartete. Dank der guten 24- und 12-Volt Ctek Ladegeräte startete Toyi sofort kraftvoll durch. Der Gärtner spritzte Toyi schnell mit dem Wasserschlauch ab und schon fuhren wir um 14 Uhr los. Unterwegs einigten wir uns auf eine spontane Planänderung indem wir Swasiland mit in unsere Tour aufnahmen. Nach knapp 250 km Fahrt irrten wir eine Stunde auf der Suche nach einem standesgemäßen Übernachtungsplatz durch die Wälder, aber nichts schien uns sicher genug. Da Campingplätze in dieser Gegend Fehlanzeige sind, landeten wir schließlich bei Middelburg in einem netten Bed and Breakfast. Wir bezogen ein Doppelzimmer, nicht das was wir eigentlich wollten, aber es war sicher und warm, und kühles Bier gab‘s auch.

Wer die Vorgeschichte überspringen will, kann auch gleich bis zum 16. April nach unten scrollen.

Der nächste Tag begann mit einem reichhaltigen Frühstück. Der Familienbetrieb servierte zunächst Müsli und Brote, und als wir das gegessen hatten und uns bereits rechtschaffen satt fühlten, kam der legendäre Satz des Hausherren der uns die ganze restliche Reise als willkommene Belustigung dienen sollte: Are You ready for your hotplate? Etwas verdutzt bekamen wir zwei weitere reichhaltige Teller mit Eiern, Beef-Burger, Schinken und Toast serviert. Uff, das war in aller Herrgottsfrüh wirklich nicht zu schaffen. Um 9:20 waren wir on the road. Wenn alles gut gehen sollte würden wir heute noch nach Swasiland einreisen. Gegen 13 Uhr waren wir bereits an einem kleinen Grenzposten angelangt. Die Passangelegenheiten waren schnell erledigt, aber es gab hier kein Zollbüro. Da wir mangels Vorbereitung nicht genau wussten ob wir hier überhaupt Zollformalitäten für Toyi‘s Carnet des Passage erledigen müssen und uns das auch keiner der Polizisten sagen konnten, entschlossen wir uns den Ausreisestempel wieder rückgängig machen zu lassen und 30 km weiter zum Hauptgrenzübergang zu fahren. Der Beamte schrieb mit Kugelschreiber 'cancelled' über unsere Ausreisestempel. Das sah so unamtlich aus, das hätten wir auch gekonnt. Und schon waren wir offiziell zurück in Südafrika. Am Hauptposten Oshoek wurde uns dann glaubhaft versichert, dass zwischen Südafrika und Swasiland keine Zollformalitäten notwendig sind weil letzteres ebenfalls zur Südafrikanischen Zollunion gehöre. Also bekamen wir einen weiteren Südafrikanischen Ausreisestempel und 10 Minuten später standen wir am Immigration Büro von Swasiland an. Auch hier ging alles easy. Einreisestempel, 50 Rand (ca. 5 €) Road Tax waren zu entrichten und nach 20 Minuten war alles erledigt, so dass wir beide Afrikanisches Neuland betraten. Bis in die Hauptstadt Mbabane war es nicht weit, dort kauften wir uns 1,4 kg blutige Steaks für heute Abend. Im Milwane Wildlife Sanctury fanden wir einen netten Campground. wo wir beim Umherfahren noch einige Gnus, Springböcke, Kuhantilopen, Zebras und Warzenschweinen begegneten. Es sah nach Regen aus, also bauten wir, bevor die Lagerfeuer-Grillsession mit anschließender Raubtierfütterung beginnen konnte, auch das Regendach über das Dachzelt. Zur Verdauung gab‘s Gin Tonic in der Bar und danach wohnten wir einem traditionellen Musikabend mit Tänzern, Sängern und Trommlern bei. So hatten wir einen durchaus unterhaltsamen Abend.

Die erste Nacht in Swasiland verbrachten wir ruhig und warm im Dachzelt. Es gab keinen Regen. Ein gutes self-made Frühstück war ein guter Start in einen neuen Tag. Um 10 Uhr brachen wir auf. Das Reisen in Swasiland ist durchwegs angenehm und einfach. Die Straßen sind gut, die Beschilderung ebenfalls, mit Englisch kommt man gut durch und alles ist wirklich sehr sauber, aufgeräumt und gepflegt. Unser Buch sagt man könne Nashörner am besten im Mkaya Game Reserve beobachten, also suchen wir den Eingang zu diesem Park was uns aber nicht gelingen wollte. Stundenlang fuhren wir schmale Pisten an einem Zaun entlang, durchquerten Flüsse, fanden aber keinen offiziellen Eingang. Als wir uns schließlich telefonisch erkundigten, erfuhren wir die stolzen Übernachtungspreise und gaben kurzerhand auf. Die Nacht verbrachten wir auf dem Camping der Mabuda Farm in Siteki, wo wir am Abend eine tolle Fußerkundungstour durch den Urwald machten. Bei sternenklarem Himmel machten wir uns ein wärmendes Feuerchen und fühlten uns sicher bewacht von zwei Schäferhunden die sich neben uns auf dem Boden niederließen und jeden Passanten mit dunkler Hautfarbe furchteinflößend anbellten.

In der Nacht gab‘s einen Regenschauer und am Morgen war alles dementsprechend nass. Um 10:20 standen wir bereits wieder am Grenzposten. Swasiland hatte uns positiv überrascht, nach zwei Tagen in diesem kleinen Land wollen wir aber nun unser eigentliches Hauptziel Mosambik angehen. In Mhlumeni sind die Ausreiseformalitäten problemlos, auch das Carnet wird sachkundig abgestempelt. Zehn Minuten später sind wir am Grenzposten Goba und reisen nach Mosambik ein. Dort kennt man das Carnet-Prozedere nicht, erst nachdem ich erklärt habe was damit zu tun ist, wird dieses vom Zoll abgestempelt. Danach ist eine Auto-Versicherung für einen Monat zu 150 Rand abzuschließen. Der geschäftstüchtige Versicherer tauscht uns auch gleich 1000 Rand in 3000 Metical um, so heißt die lokale Währung hier. Alles läuft mit einem lustigen Mix aus Portugiesisch und Englisch ab. Nach einer flüchtigen Fahrzeugkontrolle sind wir schließlich problemlos in Mosambik eingereist, ein weiteres Neuland für uns beide. Auf schmalen Pisten ging‘s weiter nach Süden. Eine halbe Stunde später regnete es wie aus Eimern, während es im Auto bei knapp 40 Grad heiß und schwül war. Sogleich wird dann alles glitschig und wir kommen nur noch vorsichtig langsam voran. Die Wasserdurchfahrten werden mehr und tiefer, dabei gilt es einige festgefahrene Lkws zu umfahren, das ist zwar gar nicht so ohne, aber mit Toyi kein wirkliches Problem. Es spritzt ordentlich bis hoch aufs Dach und nach einiger Zeit schaut Toyi aus wie nach unserer besten Urwalddurchquerung. Voll die Schlammschlacht eben. Um 14:40 stehen wir am Eingang des Elefants Park, ganz am südlichsten Zipfel von Mosambik gelegen. Wir zahlen 500 Rand Eintritt und versprechen uns neben Elefanten satt, vor allem einen wildromantischen Lagerplatz draußen am Strand des Indischen Ozeans. Kein einziger Elefant ist zu sehen, einzig ein paar Flusspferde tummeln sich im Xiguti Lake. Den Lagerplatz direkt am Strand gaben wir aber besser auf um uns windgeschützt hinter der ersten Busch- und Baumreihe niederzulassen. Frischer Fisch war leider keiner aufzutreiben, also gibt es zum Abendessen einen improvisierten Reistopf am Lagerfeuer. Beim nächtlichen Strandspaziergang bei fast vollem Mond müssen wir uns den Weg durch die unzähligen Krabben bahnen. Bei einer kleinen Sternenkunde entdecken wir Mars, Jupiter und Saturn, insgesamt ein tolles Erlebnis. Bei lautem Meeresrauschen gehen wir schließlich im Dachzelt schlafen.

Die Nacht war angenehm mild, es bekam nicht unter 20 Grad. Nach einem leckeren Frühstück aus der Toyi-Küche sind wir bereits um 9 Uhr wieder unterwegs. Nach zwei Stunden Hoppelpiste sind wir wieder zurück am Park-Eingang und haben bedauernswerterweise wieder keine Elefantenspuren gesehen. Von hier aus geht‘s auf katastrophaler Piste nach Norden vorbei an Bela Vista mit Kurs auf die Hauptstadt Maputo. Die Schlammschlacht geht heute munter weiter, es regnet und alles ist überschwemmt. Toyi ist jetzt in einheitliches Braun getaucht. Mehr als 20 km/h sind da nicht zu schaffen und so brauchen wir fast vier Stunden für die 60 Kilometer bis Catembe. Die Stadt versinkt förmlich im Schlamm und wir haben einige Mühe die Fähranlegestelle zu finden. Hatsch hat herausgefunden dass hier eine Autofähre durch die Bucht direkt hinüber nach Maputo gehen soll, eine willkommene Umgehung der furchtbaren Pisten wie hier im äußersten Süden Mosambiks. Mit einiger Verwirrung erhaschen wir ein Ticket für die nächste Fähre, die wir um 14 Uhr befahren. Sie macht einen stabilen und zuverlässigen Eindruck. Es werden insgesamt 8 Fahrzeuge und unzählige Menschenmengen aufgeladen. Um 14:30 legen wir ab und steuern direkt auf die gegenüberliegende beeindruckende Skyline von Maputo zu. Die Überfahrt dauert nicht lange und so sind wir bereits um 15 Uhr mitten in der Hauptstadt. Die Ausfallstraße nach Norden ist total dicht und so benötigen wir gefühlte Stunden um durch dieses Moloch durch zukommen. Im Stop and Go Verkehr kaufen wir unterwegs in einer Bar noch ein paar Dosenbiere zum mitnehmen. So schaffen wir bis zum Abend gerade mal 30 Kilometer ab der Fähre zurückzulegen und sind froh in Marracuene rechteitig vor der Dunkelheit einen Campingplatz zu finden. Die M-Lodge ist etwas außerhalb einsam am Fluss gelegen. Wir sind die einzigen Gäste auf die sich die Mückenscharen stürzen können, wir wehren uns mit allem was die Schmiervorräte zu bieten haben. Da wir keine Lust auf Kochen haben fragen wir nach was die Küche zu bieten hat. Tatsächlich wird diese extra für uns geöffnet und wir bekommen leckeren Fisch und kühle Biere.

In der folgenden Nacht regnete es mal wieder und am Morgen war alles tropfnass. Zum Glück schien am Morgen wieder die Sonne so dass wir das Zelt gut trocknen konnten bevor wir es einpackten. Um 10 Uhr brechen wir auf und queren auf den vier Kilometern bis zum Ort unzählige neue tiefe Wasserlöcher. In Marracuene heben wir von einem Geldautomaten ordentlich Metical ab und kaufen Malariaprophylaxe ein: eine Flasche Gin und acht Dosen Tonic. Heute ist Fahrtag und so wollen wir versuchen so weit wie möglich nach Nord-Osten zu kommen. Die Teerstraße ist zwar gut, führt aber durch unzählige Orte mit unzähligen Geschwindigkeitsbeschränkungen und vor allem Radar-Kontrollen. Wir passen auf wie die Luxe aber irgendwann erwischt es uns doch. Die Polizei von Xai-Xai hat‘s auf uns abgesehen und behauptet wir seien in der 60er-Zone 77 gefahren. Wir sollen 2000 Metical Strafe bezahlen, die sind ja verrückt, das sind 50 Euro und somit mehr als was der Normalbürger hier monatlich verdient. Ich kann die Summe auf ein Viertel runterhandeln, dafür gibt‘s aber dann keine Quittung und die Scheine verschwinden mit einem Lächeln direkt in der Brusttasche. Im Bezirk Inhambene nimmt die Siedlungs- und vor allem die Blitzerdichte ab, so können wir endlich über längere Strecken 100 km/h fahren. Nach knapp 500 Kilometer Tagesetappe erreichen wir unser Ziel Tofo erst in der Dämmerung und haben dabei Schwierigkeiten überhaupt einen Campingplatz zu finden. Der Strand ist von Hotels verbaut und wir finden keine Möglichkeit direkt am Strand an der letzten Palme zu übernachten, so wie ich mir das vorgestellt hätte. Im Backpacker Fatimas Nest stehen wir schließlich in einem Garten ohne Sicht aufs Meer. Ich bin enttäuscht, aber mehr ist jetzt in der Dunkelheit nicht mehr zu erwarten. Hatsch styled sich fürs nightlife auf und kurz danach ziehen wir zu Fuß durch den Ort. Das kleine Fischerdorf Tofo ist sehr übersichtlich, es gibt ein paar einfache Restaurants aber von der erwarteten Partymeile fehlt jegliche Spur. Auch das hatten wir uns anders vorgestellt, alle Reiseführer sprechen von einem Touistenzentrum, aber es ist nichts los. Außer uns gibt es nur ein paar Backpacker, von denen wir nichts Verwertbares über unsere bevorstehenden Querfeldeinstrecken erfahren können. Die paar Südafrikaner haben auch keine Ahnung, entpuppen sich als Schwätzer. Wir wissen noch immer nicht ob man jetzt nach der Regenzeit das Land weiter im Norden von der Küste nach Westen bis zum Limpopo Fluss durchqueren kann. Wir werden uns weiter durchfragen. In einem einheimischen Restaurant essen wir leckere Kalamari und Lobster, frisch gefangen und über dem Holzfeuer gegrillt. Das versöhnt schließlich ein bisschen.

Die folgende Nacht wird dann heiß und schwül aber wir haben dennoch richtig gut geschlafen. Beim Frühstücken auf der Restaurant Terrasse mit Blick auf den leeren Strand beraten wir wie es weiter gehen soll. Eigentlich wollten wir hier ja ein wenig verweilen, aber irgendwie springt der Funke nicht über. Das ist nicht die Art Strand wie ich das zum Beispiel von Ghana her kenne, wo wir damals wild romantisch an der letzten Palme direkt am Strand campierten. Wir beschließen abzureisen und verlassen Tofo gegen Mittag in Richtung Massinga, also weiter nach Norden. Dort in der Nähe bietet das Morrungulo Beach Ressort tolle Campingmöglichkeiten am Strand an der letzten Palme. Hier bleiben wir! Die Rezeption organisiert uns ein schönes Stück Barrakuda, den wir mit der Eisensäge in schöne Steaks sägen und anschließend auf dem Lagerfeuer grillen. Dazu gibt‘s Röstbrot, oder besser gesagt 'Bröckela' fast wie von unseren Oberfränkischen Großmüttern, ein Gedicht! Ein Strandspaziergang bei Vollmond soll für die Verdauung helfen, aber noch besser kommt schließlich der Whisky auf den uns eine Südafrikanische Familie einlädt, die einzigen Gäste die hier in einem Chalet wohnen. Die Kerle sind schon ordentlich angeheitert, sind aber felsenfest davon überzeugt, dass sie morgen in aller Herrgottsfrüh mit ihrem Motorboot in See stechen wollen und da wir mit Toyi die einzige Zufahrt zum Strand blockieren, sie uns ganz sicherlich um 6 Uhr aus dem Nest hupen werden. Na das wollen wir mal sehen, denken wir uns als wir zurück zu Toyi gehen. Den restlichen Abend blieb es so heiß, dass wir es an unserem Lagerfeuer gar nicht aushielten, also setzten wir uns weiter weg von den Palmen in den Wind und genossen den echt perfekten Traumstrand bei Vollmond. So muss es sein.

Nachts ist es durchgehend unheimlich heiß und als die Flut gegen 3 Uhr bis an Toyis Reifen vordringt wird es dazu auch noch unfassbar laut. Alles juckt, aber Moskitos sind keine zu sehen. Um 6 Uhr weckt uns tatsächlich der Hirsch von nebenan weil er mit seinem Auto und Bootsanhänger auf den Strand fahren will. Also fahre ich mit aufgeklapptem Dachzelt inklusive einem mürrischen Hatsch direkt hinaus auf den Ebbe-Spülsaum. Hatsch schläft nahtlos weiter während ich eine Foto-Strand-Wanderung unternehme. Klasse schaut das aus, der völlig verdreckte Toyi vor dieser Palmenkulisse am einsamen Indischen Ozean. Frühstück machen wir dann auch direkt am Strand. Der Kerl von der Rezeption meint dass uns der Besitzer Mr. Nelson sicherlich bezüglich der Fragen zu unserer Reiseroute weiterhelfen könnte. So ist das dann auch. Er ist die Strecke zwar schon seit 4 Jahren nicht mehr gefahren, ist sich aber sicher dass die nördlichere Variante mit unserem Fahrzeug machbar sei, während er von der Südlichen abrät weil zu unwegsam und vor allem auch wegen der Landminen im Bereich um Banhine. Ok, das stimmt uns zuversichtlich als wir schließlich um 11 Uhr weiterfahren. In Mapinhane tanken wir nochmal voll und  verlassen anschließend die Hauptstraße und fahren auf einer breiten gut befahrbaren Sandpiste nach Westen. Im letzten größeren Ort Mabote kaufen wir Brot und Cola und machen viele Fotos von strahlenden Kindern. Vom weiteren Pistenzustand nach Westen weiß hier keiner etwas Genaues. Ein Südafrikaner meint er sei vor 2 Wochen dort mit seinem Land Cruiser Pickup komplett im schwarzen Schlamm (black mud)) versunken. Wenn wir genug Wasser und Essen dabei hätten sei es ja kein Problem mal ein paar Wochen auszuharren, meint er. Autos würden jedenfalls derzeit keine fahren. Wir lassen uns nicht einschüchtern und fahren weiter. Ab Mabote wird die Sandpiste schmal und einspurig und verläuft meist durch dichten Wald, ist aber zunächst gut befahrbar. 25 Kilometer nach Mabote stehen wir tatsächlich vor der ersten Herausforderung. Es gilt eine breite Schlammebene zu durchqueren. Vor ein paar Wochen als hier alles überschwemmt war, war das sicherlich unmöglich, aber heute schaffen wir das ohne große Probleme. Toyi wühlt sich durch und danach geht‘s so weiter wie zuvor. Weitere 25 Kilometer später erreichen wir den Ort Ofisso. Hier führt eine beschilderte Piste nach NW in den Pafuri Park. Wir halten uns weiterhin nach Westen und schlagen 10 Kilometer weiter unser Lager etwas abseits der Piste im dichten Wald auf. Um 18 Uhr ist es bereits dunkel und wir machen ein herrliches Feuerchen und einen großen Topf Spaghetti, der zum Vollmondaufgang serviert wird. Es ist absolut still und ich genieße das, dazwischen erzählen wir uns gegenseitig immer wieder alte Abenteuergeschichten von unseren Reisen. Um 23 Uhr hat es auf 19 Grad abgekühlt, der Himmel ist sternenklar. Wir sind rechtschaffen müde und verziehen uns ins Dachzelt. Was wird der morgige Tag bringen?

Heute ist der 16.April 2014, der zehnte Tag unserer Reise. An diesem Morgen ahnen wir noch nicht dass er in die gesammelten Analen unserer Afrika-Abenteuer eingehen würde. Wir hatten eine gewisse Ehrfurcht und Ungewissheit was die nächsten Kilometer bringen würden. Würde es Brücken über die Flussläufe geben? Wenn nicht, dürfte es tatsächlich sehr schwierig bis unmöglich werden hier durchzukommen. Nach einem reichhaltigen Frühstück mit baked beans und getoasteten Semmeln fahren wir bei strahlendem Sonnenschein weiter. So wie es aussieht hat es seit einiger Zeit nicht mehr geregnet, wenn es weiterhin so bleibt steigert das unsere Chancen. Wir kommen durch viele kleine Bilderbuchdörfer, es ist traumhaft, hier scheint die Welt irgendwie noch in Ordnung zu sein. Alle lachen und winken. Außer unserem Toyi gibt es nirgendwo ein Auto zu sehen. Bilderbuch-Afrika. Nach knapp 100 Kilometern ab Mabote stehen wir an der "berühmten" steel bridge, die hatte unser Navigations-System Tracks-4-Africa schon seit längerem angekündigt. Die Brücke ist zum Glück in einem vertrauenswürdigen Zustand, ohne sie wären wir nicht durch diesen breiten tiefen Fluss gekommen. An einer Pistengabelung halten wir uns weiter nach Westen mit Kurs auf den Ort Machaila. Die Piste durch den zugewachsenen Wald ist eng, aber der sandige Untergrund ist durchwegs trocken, tragfähig und ohne Schlammpassagen. 50 Kilometer nach der Stahlbrücke stoßen wir bereits auf ein breitere Piste aus Süd-Ost vom Banhine Park herführt. Wir kommen gut voran und ohne weitere Probleme erreichen wir bei Mapai-Station die Bahnlinie die von Süden nach Norden verläuft. Wir sind echt überrascht wie einfach diese Piste war, easy going durch und durch. Das Ganze hatte eher was von Spazierfahrt als von Urwaldquerung. Da war die Schlammschlacht vor ein paar Tagen im Südzipfel Mosambiks weitaus schwieriger zu bewältigen. Wir überqueren die Bahngleise und fahren sogleich weitere 25 Kilometer nach Westen zum Rio Limpopo. Hier soll es in der Trockenzeit eine befestigte Furt durch den Fluss geben oder je nach Wasserstand und Strömung ein sogenanntes Ponton, eine handbetriebene Fähre mit der jeweils ein einzelnes Fahrzeug von einem Ufer ans andere gebracht werden kann. Wir staunen nicht schlecht als wir den breiten reißenden Fluss um Viertel nach Drei erreichen. Wir entdecken die kleine schwimmende Plattform die von fünf Männern mit Flößerhaken stakend angetrieben wird. Es gibt kein Seil und auch keinen Motor und das Ding ist nur eine schwimmende Eisenplattform ohne Hohlkammern. Mein erster Gedanke: Leckomio, ob das mit dem schweren Toyi geht? Ich bin skeptisch ob ich das überhaupt ausprobieren will. Gerade eben wird ein leichterer Pickup hinüber gebracht, das schaut bei der Strömung schon abenteuerlich genug aus. Mein Bauchgefühl sagt mir ein klares Nein! Wir versuchen abzuwägen. Es gibt hier weit und breit keine Brücke über den Fluss. Direkt gegenüber hätten wir die Chance in den Limpopo Nationalpark zu fahren und von dort aus weiter über die Grenze nach Südafrika direkt in den Norden des Krüger Nationalparks zu gelangen. So war jedenfalls unser eleganter Plan falls wir den Fluss jemals erreichen sollten, was letztlich einfacher als erwartet war. Dass nun die Flussquerung das Hauptproblem darstellen könnte, damit hatten wir nicht gerechnet.       

Vor uns wartet ein weiteres einheimisches Fahrzeug um ans andere Ufer gebracht zu werden. Dessen Fahrer meint unser Land Cruiser sei zu schwer und wir sollen doch einfach unser Gepäck ausladen. Das selbe meint dann auch der Fährmann als er mit dem Ponton ankommt. Wir überlegen. Ausladen ist kompliziert, spart gerade mal 200-300 kg, das kann ja wohl nicht sein dass es darauf ankommt. Wir beschließen schließlich dass Hatsch sein gesamtes Hab und Gut bei sich tragen soll und mit einem separaten Ruderboot rüber gebracht wird. Um 16:30 sind wir an der Reihe. Der Fährmann ändert plötzlich seine Meinung, Hatsch soll nun doch auf der Fähre mitfahren. Also besteigt Hatsch mit laufender Videokamera als erster die Plattform, mitsamt Seesack und allem was er derzeit besitzt. Dann kommt Toyi dran. Ich soll erst rückwärts und dann doch vorwärts über die abenteuerlich geschweißten Auffahrrampen auf die schwimmende Plattform fahren. Alle geben durcheinander Anweisungen und ich bin aufgeregt und verwirrt. Toyi traut der Sache auch nicht und mag nicht recht fahren, so jedenfalls fühlt sich das für mich an. "Weiter, weiter!" höre ich noch, doch da kippt das Boot bereits irgendwie nach links hinten weg. Das geht zwar wie in Zeitlupe aber trotzdem zu schnell um reagieren zu können. Plötzlich wird‘s still (zumindest gefühlt weil wohl der Auspuff unter Wasser geriet) und ich sehe Hatsch neben mir im Wasser stehen, mit all seinem Gepäck, nur sein Kopf schaut noch raus. Es dauert noch ein wenig bis ich wirklich kapiere dass da was nicht mehr stimmt. Als nächstes sehe ich wie einer der Jungs auf der Reling der vor mir untergegangenen Fähre sitzt, das ist alles was von der Fähre noch zu sehen ist. Auf meiner Bullfänger-Stoßstange sitzt ein anderer. Ich merke wie Toyi ganz allmählich im Fluss versinkt. Panik überkommt mich. Ich sitze hier auf meinem Fahrersitz und das Wasser blubbert langsam in den Innenraum. Draußen im Fluss kämpft sich Hatsch mühsam bis zum Ufer vor. Mit aller Gewalt versuche ich jetzt irgendwie rückwärts Richtung Ufer zu fahren aber das gräbt Toyi nur noch tiefer in das schlammige Flussbett ein. Einer ruft "engine stop!" und erst jetzt höre ich wie Toyis Auspuff bereits im Wasser blubbert und ich sehe auch wie die Motorhaube langsam im Fluss verschwindet. Also stelle ich den Motor ab und rufe panikartig "Hatsch, Hatsch..., mach‘ was, du musst was machen!" Keine Antwort. Im Fahrzeuginneren steigt das Wasser schnell bis zur Windschutzscheibe, zumindest auf der linken Fahrerseite. Wenn Toyi nur nicht umfällt...! Er neigt sich immer mehr nach links. Ich klettere über das Beifahrerfenster raus aufs Dach und rufe nochmal nach Hatsch, "Hatsch mach was!" Und was sagt er: Da kannst jetzt gar nix machen, komm erst mal raus! Niemals verlasse ich mein sinkendes Schiff, niemals! Das geht so drei bis viermal. Hatsch baut derweil in tropfnass erstmal sein Iglu-Zelt am Limpopo Ufer auf und sichert sein Hab und Gut. Ich fange an alles Wichtige aus Toyi auszuräumen und werfe es Hatsch ans Ufer zu. Meine Güte was ist hier passiert, das Ponton ist fast vollständig im Fluss versunken, Toyi schaut immerhin noch zur Hälfte raus, der Fährmann telefoniert wie wild und meint es käme Hlfe, bald... Dann wird‘s dunkel. Geht mein Afrika Abenteuer mit Toyi heute hier zu Ende? Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf während ich bis zur Brust in Wasser eingetaucht noch immer hinter meinem Steuerrad sitze. Um mich herum treibt alles schwimmbare wie Plastiktüten, Mückenmittel, Sonnenmilch, Chips und Salzstangen, ein wahrlich katastrophaler und aussichtsloser Anblick.

Da ich irgendwann nicht mehr daran glaube dass heute in der Dunkelheit noch eine Rettungsaktion stattfinden wird, verlasse ich mein sinkendes Schiff schließlich doch noch via Beifahrerfenster und übers Dach. Hatsch macht mit meiner Kamera jede Menge Fotos weil seine vom Limpopo Wasser zerstört ist, so wie auch sein Handy, sein Pass usw. Das Ausmaß der Katastrophe zeichnet sich langsam ab, ich bin fix und fertig. In der Dämmerung montiere ich unter Wasser den Bergegurt an Toyi‘s hinteren Abschlepphaken, nachdem ich vorher verzweifelt die Schäkel im Auto gesucht habe. Dabei finde ich aber zum Glück einige andere wichtige Gegenstände die ich ans Ufer werfe: GPS, Landkarten, Reiseführer etc, aber leider vergesse ich, wie sich später herausstellen sollte, die zwei überaus wichtigen Carnet Dokumente. Tropfnass stehen wir am Ufer, verschlammt, zerrissen, k.o., und ein bisschen hoffnungslos. Aber Afrika wäre nicht Afrika wenn nicht selbst ausweglose Situationen auf einmal einen unerwarteten Verlauf nehmen würden.

Die fünf Fährmänner bestätigen immer wieder, dass heute noch ein Trecker kommen würde um Toyi zu bergen. So recht glauben wir daran nicht. Das wäre doch bei Dunkelheit ein Wahnsinn und bei Tageslicht viel besser. Nein, nein, das Auto muss so schnell wie möglich raus, da sind sich die Jungs einig. Wir schaufeln derweil die Uferböschung weg um eine sanftere Rampe zu bauen. Um ca. 18:30 kommt tatsächlich ein Trecker, sogar mit einem Anhänger. Was will der mit dem Anhänger?, denken wir gleichzeitig, wir sollten es noch erfahren. Mit dem Trecker erscheinen auch jede Menge andere Typen und bringen unter anderem einen Kettenflaschenzug mit. Was wollt ihr damit denke ich, zieht Toyi raus und fertig! Der Trecker rangiert ewig den Hänger rückwärts Richtung Toyi. Der Bergegurt wird angehängt und der erste Versuch zeigt ziemlich schnell, dass das nichts wird. Die großen Trecker Reifen drehen einfach durch und graben sich im Boden ein, während sich Toyi keinen Millimeter bewegt hat. Jetzt verstehen wir auch den Sinn des Hängers, der Trecker würde ohne Hänger einfach nach hinten überrollen und dient somit als Sicherung. Als nächstes kommt der Kettenflaschenzug zum Einsatz. Er wird irgendwie zwischen Hänger und Toyi gespannt, das ist bei der Dunkelheit gar nicht so einfach. 20 Afrikaner rufen in einem bunten Sprachgemisch durcheinander. Wir mitten drin versuchen unser Hab und Gut nicht aus den Augen zu lassen. Manche der Jungs arbeiten wirklich hart, andere stehen nur rum und quatschen. Mit Hilfe des Flaschenzugs der zwischen Toyi und Anhänger installiert wurde, bewegt sich Toyi tatsächlich die ersten Millimeter Richtung Ufer. Das Durchziehen der Kette geht aber so schwer dass es mit Muskelkraft und bloßen Händen kaum zu schaffen ist. Wenn nur nicht die Kette reißt oder Toyis Abschlepphacken!

Dann beginnt eine abenteuerliche Pannenserie. "Driver, you must control your car, get into your car!", ruft der Fährmann immer wieder. Ich hatte mich gerade endlich mal trocken angezogen, da soll ich schon wieder rein in die Brühe. Das bringt doch bei der millimeterweisen Fortbewegung nichts. Die Kette vom Flaschenzug verklemmt sich und es geht zunächst nichts mehr voran. Einer fährt los um noch weitere Flaschenzüge in Mapai zu suchen, das sind hin und zurück knapp 50 Kilometer. Derweil wate ich nochmal in den Toyi um sicherzustellen dass die Handbremse gelöst ist und der Leerlauf eingelegt ist. Nackt bis auf die Unterhose. Es ist windig und mir ist kalt. Dem Trecker geht der Diesel aus. Oh no! Daraufhin wird einer losgeschickt um Diesel zu holen. Als er mit einem 20 Liter Kanister zurück ist, springt der Trecker nicht mehr an weil Luft im Dieselsystem ist. Ohne das in den Griff zu bekommen wird gnadenlos weiter georgelt bis die Batterie leer ist. Folglich wird die Trecker-Batterie ausgebaut und stattdessen eine Autobatterie benutzt. Diese wird neben den Trecker gestellt, Kabel werden zusammengesucht, auf die Pole gehalten, Funken sprühen, Afrika live eben. Die Autobatterie ist jedoch zu schwach. Ich tauche nochmal in den Toyi ab um unser Starterkabel zu finden. Das ist schon etwas unheimlich in den dunklen Fluss zu springen. Beim Öffnen der Beifahrertür schwimmen mir einige Dinge davon, aber ich finde das Kabel glücklicherweise unter Wasser. Damit wird von einem Pickup speisend für ca. eine halbe Stunde die Trecker Batterie aufgeladen und derweil ordentlich entlüftet. Irgendwie springt er danach mit geladener Batterie wieder an. Einer hat mitten in der Nacht tatsaechlich zwei weitere Flaschenzüge angeschleppt. Ein zweiter wird parallel zum ersten Flaschenzug gespannt. Damit geht es nun Zentimeter für Zentimeter voran bis einer der beiden Kettenläufe am Ende angekommen sind. Toyi hängt aber noch immer tief im Wasser. Der Bergegurt ist verkeilt und kann nicht mehr abmontiert werden. Um ihn zu befreien wird er schließlich zerschnitten, um Toyi damit während des Umspannvorgangs an einem Pickup zu sichern. Der Fahrer des Pickups hat aber erstmal beim Rangieren sein Fahrzeug gnadenlos im Tiefsand festgefahren, so dass der Trecker abgekuppelt werden muss um ihn rauszuziehen. Unglaublich! Als das getan ist, fährt der Trecker zurück zum Hänger. Vorher wurden Betonblöcke, woher auch immer die kamen, unter Toyi‘s Hinterreifen gelegt, damit rutschte er nur ca 10-20 cm zurück ins Wasser. Als nächstes werden die Flaschenzüge abgemacht, das sind mittlerweile alle drei, und der Trecker mit Hänger einen Meter nach vorne rangiert. Dann beginnt die nächste Flaschenzugrunde, welch ein Kraftakt! Der sichernde Pick-up steht weiter oben, wir haben seine Reifen eingegraben. Die zwei Ladies die seit Stunden darin sitzen und auf ihre Männer warten, haben allmählich sichtlich die Schnauze voll und keinen Grund mehr zum Lachen. Das Spiel mit den Flaschenzügen geht so gefühlte unendliche Male. Die Jungs schuften wie die Tiere. Mit blanken Händen ziehen sie die Ketten, immer wieder verklemmt sich was und es geht nicht weiter, alle reden durcheinander. Es ist stockfinster und alle funzeln mit ihren Handytaschenlampen herum, weil wir unsere einzig gerettete Taschenlampe für die Nacht aufsparen wollen. Wer weiß was noch kommt. Es ist bewölkt, windig und es fängt zu regnen an. Mir ist kalt! Alles dreht sich in meinem Kopf. Ich habe nicht auf Toyi gehört, er wollte da nicht drauf fahren und jetzt habe ich ihn ruiniert…

Mit vereinten Kräften, Ideen und kraftvollen Taten beginnt sich Toyi nun tatsachlich Zentimeterweise aus dem Wasser zu bewegen. Das schaut gar nicht mehr so schlecht aus. Wir schöpfen wieder Hoffnung. "Fotos machen nicht vergessen, selbst in der ausweglosesten Situation", das sind wir uns einig und Hatsch knipst und knipst. Unsere nassen Sachen liegen überall herum, unsere Schaufeln sind im Dauereinsatz.

Mit x-mal umrangieren, umspannen, verklemmen, neu einspannen usw. ist Toyi tatsächlich um 0:30 auf festem Grund. Das Wasser rinnt aus all seinen Öffnungen und irgendwie sind alle Beteiligten ein wenig erleichtert, auch wenn die Fähre noch tief im Fluss versunken ist und Toyi alles andere als fahrtüchtig erscheint. Einer der Kerle kommt auf mich zu und behauptet er kenne sich mit Motoren aus und bietet an uns morgen früh zu helfen die Karre wieder flott zu machen. Das geht wie alle anderen Konversationen in abenteuerlichen Portugiesisch-Englisch-Mix vonstatten. Für heute sollte seiner Meinung nach nur der Luftfilter zum trocknen ausgebaut werden, verstehen wir. Vor allem aber dürften wir auf keinen Fall den Motor starten, "Don´t start the engine", betont er mehrfach. Eine viertel Stunde später sind alle weg. Die Fährleute rudern ans andere Ufer wo sie zu Hause sind. Mit einem kleinen Ruderboot verschwinden sie in der Dunkelheit. Wir sind total erschöpft, öffnen Bierdosen und essen Thunfisch und Pilze auf Weißbrot. Eine Alukiste dient uns als Tisch. So sitzen wir wenig später ganz alleine am Limpopo Ufer und können fast schon wieder lachen. Naja zumindest fast nach zwei drei Bieren. Ob es da drin Krokodile gibt?, fragen wir uns erst jetzt wo wir etwas zur Ruhe kommen. Ach, das ist jetzt auch schon egal! Noch ein Bier und dann gibt‘s auch noch die Ginflasche hinterher und ein paar Verzweiflungsfotos. Um 2 Uhr verkriechen wir uns im Zelt zwischen all den geretteten Sachen in die Schlafsäcke, diese hatte ich vorher noch aus dem Dachzelt des versunkenen Toyis gefischt. Angetrunken wie wir sind, schlafen wir schnell ein.

Um 6 Uhr in der Früh werde ich von Stimmen geweckt. Wo bin ich, was ist passiert? Habe ich das alles nur geträumt? Als ich den Zeltreisverschluss öffne und den versifften Toyi draußen stehen sehe, weiß ich dass es gewiss kein Traum war. Wie wird es heute weiter gehen? Pünktlich um 6:30 kommt wie versprochen der Mechaniker von gestern Nacht und wir machen uns sofort gemeinsam an die Arbeit. Wie sich herausstellt ist er ein wirklicher Experte seines Fachs. Hatsch und ich hatten uns bereits überlegt was alles zu tun sei, aber der Kerl kennt noch einige wichtige Schritte und Tricks mehr, die wir ohne ihn nicht beachtet hätten. Vor allem das Wasser aus den vier Getrieben abzulassen hätten wir sicherlich vergessen. Mit seinen Connections besorgt er uns auch 10 Liter Motoröl, 10 Liter Getriebeöl, 20 Liter Diesel, Spezialwerkzeug usw. Dazu wird jeweils einer seiner Jungs nach Mapai geschickt um das Benötigte zu besorgen. Unser Mechaniker ist so gründlich dass wir quasi eine Lehrstunde erfahren was mit einem Fahrzeug zu tun ist um es nach einem derartigen Wasserschaden wieder flott zu machen und wie dabei nichts ruiniert wird. Um es nicht wieder zu vergessen haben wir während der darauffolgenden Tage alle Arbeitsschritte aufgeschrieben. Diese Liste enthält 23 Punkte zur Fahrzeugmechanik und wir empfehlen jedem der vielleicht einmal in ähnliche Situationen kommen könnte diese zu verinnerlichen. Die Liste befindet sich hier (link).

Um 12 Uhr Mittag läuft Toyi‘s Motor wieder rund und er kling richtig gut und gesund. Der Motor hat die Unterwasseraktion bis hierhin ohne Schaden überlebt. Wir haben einige ungelöste Elektrikprobleme aber es ist jetzt vorerst egal, dass die Beleuchtung, die Lüftung und die Dieselpumpe nicht funktionieren, die Sicherungen geflogen sind usw. Der Mechaniker macht seine Rechnung auf. Wir haben 30 Liter verwässerten Diesel abgelassen und 20 Liter frischen Diesel getankt. Er berechnet Diesel, Öle und seine Arbeitszeit und verlangt schließlich einen fairen Preis. Da ich nicht mehr soviele Metical wie gefordert habe, bezahle ich ihm 2150 Südafrikanische Rand in nassen Scheinen. Der Fährmann versichert mir per Handschlag, dass er uns heute als erstes hinüber ans andere Ufer bringen wird sobald die Fähre geborgen sei. Nein danke, ich bin restlos bedient. Wir lachen beide. Es gibt keinerlei Forderungen oder Schuldzuweisungen von beiden Seiten. Der Handschlag ist quasi unsere gütliche Einigung auf einen Vergleich. Das liebe ich an Afrika, das es manchmal unerwartet unkompliziert ist. Keine Klagen, kein Versicherungskram, kein Schuldigen.

Die Fährjungs haben den ganzen Vormittag vergeblich damit zugebracht die Fähre zu bergen, aber es bedarf schließlich eines ausgewachsenen Lkws um sie aus dem Fluss ziehen zu können. Im Nu ist sie leer geschöpft, flott gemacht und wir sehen noch zu wie sie tatsächlich gegen 15 Uhr das erste Fahrzeug ans andere Ufer bringt. Afrika ist einfach wunderbar. So viele Kerle haben uns geholfen und mit einem einfachen Dankschön ist alles erledigt. Wir bauen das Zelt ab, verstauen alle Sachen im Toyi, reinigen die gute Ortlieb Faltwanne von Motoröl. Wir schauen aus wie die Schweine, das ist aber jetzt völlig egal. Toyi fährt und wir wollen so schnell wie möglich weg von diesem Unglücksort. Den ursprünglichen eleganten Plan am gegenüberliegenden Ufer in den Limpopo Park zu gelangen, den müssen wir erstmal aufgeben. Stattdessen müssen wir ein paar hundert Kilometer nach Süden fahren bis wir eine Brücke über den Fluss finden. Wir haben nur noch wenige Tage, der Zeitplan ist allemal dahin. Um 15:40 verlassen wir das Limpopo Ufer und fahren Richtung Mapai. Toyi fährt, ist das nicht unglaublich!?

In Mapai gibt es keine Bank und keinen Geldautomaten und irgendwie sind alle besoffen. Wir tanken nochmal 70 Liter Diesel nach und bezahlen mit unseren letzten Rand. Normalerweise führe ich genau Buch, aber der Kilometerstand ist aufgrund der völlig beschlagenen Instrumentenanzeige nicht ablesbar. Wir sitzen auf Müllsäcken weil die Sitze tropfnass sind. Die Piste führt entlang der Bahnlinie geradewegs nach Süden. Klingt gut, aber wir kommen nur langsam voran, weil wir ständig von Pistenbaufahrzeugen und Umleitungen aufgehalten werden. Weit kommen wir nicht mehr und so schlagen wir um 17:15 rechts der Piste zwischen hohen Bäumen unser Lager auf. Wir räumen und trocknen, aber dem Chaos ist nicht Herr zu werden. Ich grabe die aufgeweichten Carnets hinter dem Sitz raus. Die Seiten sind zusammengeklebt, die perforierten Abschnitte zum Teil abgetrennt, die Stempel sind alle nicht mehr zu lesen. Auweh, das gibt noch ein Theater. Wir sind k.o. und hungrig und geben für heute auf. Ich koche uns aufgequollene Spagetti mit Tomatensoße, die wir gegen 19 Uhr lustlos und ohne großen Appetit verspeisen. Danach schläft Hatsch direkt am Tisch ein und verzieht sich wenig später ins Dachzelt. Bei fast vollem Mond setze ich mich noch alleine an unser Feuerchen und brüte über der Landkarte wie es weiter gehen könnte. Der Gin hilft dabei das Erlebte zu verarbeiten und so genieße ich in Gedanken versunken die Stille und die sanften Töne von Coldplay. Ab und an dreht es mir mal die Augen weg ehe ich um 21 Uhr aufgebe und ins Zelt krieche. Ein weiterer anstrengender Tag geht früh zu Ende. Total erschöpft schlafe ich sofort ein.

Nach einer sorgenvollen Nacht und 12 Stunden Schlaf für Hatsch sind wir am nächsten Morgen wieder einsatzfähig. Nach dem Frühstück beginnen wir an Ort und Stelle mit einer großen Trocknungsaktion. Wir bauen alle Scheinwerfer aus um das Wasser abzulassen, bauen alle Sitze aus und demontieren die Fußmatten so weit es bis zum fest eingebauten Holzeinbau möglich ist. Das Dämmmaterial ist mit Wasser nur so voll gesogen, das reiße ich alles raus weil das sicherlich in Hundert Jahren nicht mehr trocknet. Alle Gegenstände die nass sind werden zum Trocknen ins Gras gelegt oder in Bäumen und Sträuchern aufgehängt. Es schaut aus wie auf einem Schlachtfeld. Kreuz und quer verteilt liegen Warndreiecke, Warnwesten, Werkzeug, Ersatzteile, Medikamente, Schuhe, Klamotten, Landkarten, einfach alles was sich im Fahrzeug befand. Für Hatsch‘ Kamera schaut es leider nicht gut aus, die ist wohl oder übel hinüber. Ich sortiere kräftig aus weil so einiges nicht mehr zu retten ist. Am Ende machen wir damit ein großes rauchendes Feuer. Wir ziehen Zwischenbilanz: die Beleuchtung geht nicht, die Lüftung auch nicht, das ist aber im Moment egal. Die Bordnetzsteckdosen funktionieren nicht aber wir können das GPS mit Batterien betreiben. Die ganze Elektrik ist irgendwann ein Kapitel für sich. Die Starter- und die Zusatzbatterien haben überlebt, wir haben alle Zellen geöffnet, der Flüssigkeitsstand war tatsachlich nominal. Toyi startet tadellos durch und um 14 Uhr fahren wir gen Süden weiter. Im Dorf Combunane machen wir an einem Reifenshop einen kurzen Stop um mit deren schweren Vorschlaghammer Toyis Ersatzradhalterung in Form zu hämmern. Die wurde bei der Bergungsaktion dermaßen verbogen, dass sie nicht mehr verriegelt werden konnte. Die Piste nach Süden ist schlecht und wir kommen nur langsam voran. Nach etwa 250 Kilometern seit der verunglückten Bootstour erreichen wir am Abend bei Marracetane die Brücke über den Limpopo. Etwas wehmütig aber sicher und trocken erreichen wir das Westufer. Danach geht die Straße durch flaches Sumpfland was es schwierig mach einen Lagerplatz zu finden. Schließlich folgen wir einem befestigten Feldweg nach Osten der bei einem Container und einem Traktor endet, der von einem Einheimischen bewacht wird. Wir geben ihm irgendwie zu verstehen dass wir hier übernachten wollen und er protestiert zumindest nicht dagegen. Tatsächlich ist er ein sehr zurückhaltender scheuer Mann der unseren Besuch vielleicht als willkommene Abwechslung sieht. Im Container scheinen allerhand Gerätschaften für die Plantagenarbeit zu sein, er jedenfalls wohnt im Freien hinter dem Holzstapel wo er sich an seinem Feuerchen kauert. Er tut uns so leid dass wir ihm gerne von unserem Chillitopf abgeben und eine Dose Tonic ausgeben. Später bringt er das benutzte Geschirr zurück, fein säuberlich mit Sand gespült. Zum Glück sind mir nicht alle Mückenmittel aus dem Toyi weg geschwommen, denn die Mücken sind hier im Sumpfland wirklich eine arge Plage. Die mondlose Nacht zaubert eine phantastische Milchstraße an den Himmel was uns zum Aushalten einlädt. Ehe uns aber die Mozzis doch noch auffressen, gehen wir um 23 Uhr doch besser schlafen.

Die anschließende Nacht war ruhig und warm, wir haben gut schlafen. Von unserem Gastgeber war kein Mucks zu hören. Bereits um 6 Uhr kommen die ersten Besucher, wir sehen sie vom Dachzelt aus wie sie mit unserem Mann reden. Also Aufstehen und ran an die Arbeit. Wir bauen die Instrumentenanzeige aus um das Wasser rauszubringen. Als wir beim Weißwurstfrühstück sitzen treffen die Arbeitertrupps für die Plantagen ein. Sie sind recht verwundert aber alle sehr nett und zurückhaltend. Wir fühlen uns trotzdem recht unpassend und brechen zügig auf. Um 9:30 erreichen wir Chockue wo wir spontan den verdreckten Toyi waschen lassen. Die Autowäscherei besteht aus zwei Auffahrrampen im Freien. Ein geschäftiger Kerl hat einen Hochduckreiniger im Betrieb der mit abenteuerlich verbundenen Kabelstücken an einer weiter entfernten Steckdose angeschlossen ist. Er scheint zu funktionieren. Die anfänglich 600 Metical handeln wir auf 350 runter und los geht‘s. Um Toyi wieder sauber zu bekommen ist wirklich einiges zu tun und dauert schließlich eineinviertel Stunden. Wir machen uns der derweil einen Spaß mit den Kindern der Nachbarhäuser, die alle unbedingt fotografiert werden wollen. Belustigend finden wir auch dass direkt neben der open-air Wachanlage Wäscheleinen mit vielen aufgehängten weißen und bunten Wäschestücken verlaufen, das scheint aber weder den Autowäscher noch die Wäscherinnen zu stören. Wir wollen heute noch Mosambiks Hauptstadt passieren und nach Südafrika einreisen, also immer zügig weiter. Obwohl wir gut aufpassen werden wir kurz vor Marracuene wieder mal in einer 60er Zone geblitzt. Die 10 km/h zu viel kosten diesmal 1000 Metical und mit der arroganten Polizistin ist da auch nichts zu verhandeln. Ich bestehe folglich auf einer Quittung.

Wir scheitern mehrmals bei dem Versuch Maputo zu umfahren, enden jedesmal in einem Irrgarten kleiner und kleinster Gässchen. Wir fragen wen immer wir treffen aber keiner kapiert unser Anliegen. Warum sollte man Maputo umfahren wollen? Alle Straßen führen mittendurch. Schließlich geben wir auf und steuern geradewegs auf die Staufalle Maputo zu. Wir müssen mal wieder mitten durch um auf der anderen Seite raus zu kommen, so ist das nun mal in Afrika. Niemand will außen rum fahren sondern beim Durchfahren am besten noch ein paar Geschäftchen machen. Es geht aber dann erstaunlich gut, vielleicht liegt es daran dass heute Samstag ist. Und so stehen wir bereits um 16:20 am Grenzposten von Mosambik. Wir haben hin und her überlegt was wir mit den unleserlichen Carnets machen sollen und so bin ich, was die bevorstehenden Formalitäten betrifft, etwas nervös. Manchmal braucht man aber auch ein wenig Glück und hier wartete es auf uns. An jeder Grenzstation brauchten wir bisher einen sogenannten Gatepass, das ist ein Zettel wo jede zu erledigende Stelle, also Polizei, Zoll, Versicherung usw. einen Stempel draufsetzt. Am finalen Schlagbaum muss dieser Zettel dann vollständig abgestempelt abgegeben werden sonst wird die Schranke nicht geöffnet. Warum auch immer, hier ist kein Gatepass nötig und so nutzen wir die Chance uns um die Zollkontrolle vorbeizumogeln. Das erspart missverständliche Diskussionen und vor allem Zeit. Das Fahrzeug wird ja schließlich das Land verlassen, das kann ich auf jeden Fall mit dem nächsten Einreisestempel nach Südafrika ins Nachfolge-Carnet beweisen. Das neue Carnet haben wir nach dem Wasserschaden einigermaßen aufgepäppelt, da noch keine Einträge drin sind gibt‘s auch nichts Unleserliches zu beanstanden, die gewellten Seiten sind schon ok. So kommt‘s dann auch und so sind wir bereits 20 Minuten später zurück nach Südafrika eingereist. Am ersten Geldautomaten füllen wir unsere Randvorräte auf und weil alles so gut gelaufen ist erwägen wir gleich hier am Südende des Krüger Nationalparks eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen und uns morgen zu belohnen indem wir beizeiten einen Ausflug durch die südliche Parkregion zu machen. Das klingt verlockend. In Komatiepoort finden wir eine Campsite und versacken gleich mal in dessen Bar. Das Ganze ist eine recht seltsame Absteige mit vielen versoffenen Gestalten. Zwei Ladies in unserem Alter laden uns gleich auf eine Runde Pool Billard ein und so kommt es dass wir um 20 Uhr beim Abendessen bereits ordentlich einen Sitzen haben. Wir gönnen uns die fetten Steaks und beobachten wie die Südafrikanische lower class sturzbetrunken zur Pseudo-Discomusik über die Tanzfläche eiert. Ich halte das nicht lange durch und verziehe mich zum Toyi. Hatsch bleibt noch weil er an der Bar sein Handy laden lässt und gespannt ist ob es nicht etwa doch das Absaufen überlebt hat. Schließlich kommt er freudestrahlend und vermeldet Netzempfang. Ich habe mich derweil darüber gemacht den Sicherungskasten auszubauen und einen Zusammenhang dazu herzustellen was alles nicht funktioniert. Das ist aber wegen meinem angeheiterten Zustand heute nicht mehr zu verstehen.

Die Nacht ist laut, zum einen wegen der Musik aus der Bar und zum anderen wegen der lauten Bahnlinie. Ich schlafe unruhig und schlecht. Der Campingplatz ist ein Krampf, danke, nie weder! Wir haben die Wecker auf 6 Uhr gestellt. Auf geht‘s, wir haben viel vor. Frühstück wollen wir an der Tankstelle besorgen. Dann der Schock: Toyi springt nach dem Tanken nicht mehr an. Beim Umdrehen des Zündschlüssels macht er keinen einzigen Mucks! Kein Geräusch, kein einziges Lämpchen leuchtet mehr. So ein Mist, jetzt ist alles hin. Wir messen die Batterien durch, checken Sicherungen. Wir sind ratlos. Habe ich gestern Nacht einen Schmarrn gemacht? Mit Hilfe der Tankwarte schieben wir Toyi von der Zapfsäule weg zum Parkplatz. Der ehrgeizige Krüger Plan scheint gerade dahin zu gehen. Das gestrige Glück müssen wir heute wieder einbüßen. Was immer wir auch tun, wir verstehen nicht warum der Karren nicht anspringt, die Elektrik muss total verrückt spielen. Eine Südafrikanische Familie erklärt sich schließlich bereit Toyi an ihren Range Rover anzuhängen und anzuschleppen. Das klappt jedenfalls beim zweiten Versuch und Toyi läuft wieder. Diverse Lämpchen-Anzeigen flackern, das gibt mir zu denken. Jetzt nur nicht mehr den Motor abstellen. So traue ich mich jedenfalls nicht mehr in den Krüger Park zu fahren, das ist klar. Außerdem haben wir drei Stunden verloren. Übermorgen geht unser Heimflug, da will ich jetzt nichts mehr riskieren. Toyi muss irgendwie in einen zuverlässigeren Zustand gebracht werden, sonst kann ich nicht in Ruhe nach Hause fliegen. Wir kleben den Zündschlüssel im Zündschloss mit Klebeband ab und fahren so ohne Umwege Richtung Pretoria. Toyis Motor darf auf keinen Fall abgestellt werden. Sollten wir eine Pause machen, sperren wir die Türen mit den Ersatzschlüsseln. Nach sieben Stunden flotter Fahrt erreichen wir Pretoria am späten Ostersonntag Nachmittag. Dort shoppen wir bei laufendem Motor nach allem was Toyi gut tun könnte und erreichen noch rechtzeitig vor der Dunkelheit Toyis zu Hause, denn wir haben weiterhin keine funktionierende Beleuchtung. Dort stellen wir zum ersten Mal seit heute Morgen den Motor ab. Springt er wieder an? Top die Wette gilt. Ich behalte Recht, er macht auch dieses Mal keinen Mucks. Doch plötzlich sprühen Funken aus dem Motorraum, das Batterieverbindungskabel schlackert lose in der Klemme! Mann, das ist es. Das hat überhaupt nichts mit dem Wasserschaden zu tun und wäre so einfach gewesen. Ein schnelle Reparatur und rums Toyi springt 1A an, da flackert dann auch keine Anzeige mehr. Jetzt können wir beruhigt zum Abendessen übergehen. Hatsch hat einen riesigen Fisch gekauft den wir auf dem Feuer grillen, er schmeckt uns phantastisch. Morgen werden wir uns weiter um Toyi kümmern.

Der Ostermontag steht ganz im Zeichen der Toyi Reparatur und Fehlersuche. Dabei finden wir heraus dass einige Relais kaputt sind und das die Ursache für die nichtfunktionierende Beleuchtung, Lüftung usw ist. Der Sicherungskasten wird nochmal ausgebaut, durchgemessen und alle Kontakte gereinigt und gepflegt. Einige Sicherungen sind durch und nach dem Ersetzen gehen auch die Dieselpumpe, der Kompressor und die Bordsteckdosen wieder. Wir tauschen die Öle aller vier Getriebe, tauschen Brems- und Kupplungsflüssigkeit, und am Ende des Tages steht Toyi gar nicht mehr so übel da. Den Rest werde ich erledigen wenn ich eines Tages wieder komme. Am Abend belohnen wir uns mit einer Pizza, die wir in der Stadt holen.

An unserem letzten Tag stellen wir Toyi auf seinem angestammten Platz ab. Die Sitze sind noch immer nicht trocken, also lassen wir die Fenster offen, auch auf die Gefahr hin dass sich dann wieder allesmögliche an Ungeziefer im Toyi einnisten wird. Am Flughafen von Johannesburg trennen sich dann Hatsch' und meine Wege. Er nimmt den Nachtflug nach Frankfurt und ich den nach München. Das waren aufregende zwei Wochen, aber mit ihm zusammen hat Abenteuer richtig Spaß gemacht. Gerne wieder!    

Kommentare

Alles schien perfekt geplant zu sein: Wir werden drei Wochen Abenteuer-Urlaub in Afrika machen, während unser knapp fünfzehn Monate alter Sohn, er, der leibhaftige Grund dafür, dass wir letztes Jahr zum ersten Mal freiwillig eine Afrika-Pause einlegten, von Verenas Eltern umsorgt werden wird. Damit er sich schon mal an die Großeltern gewöhnen kann und sie sich vor allem auch an ihn, wollte die ganze Familie (bis auf mich) unmittelbar vor unserer Abreise ein paar Tage Skiurlaub am Wilden Kaiser machen. Genau eine Woche vor unserem Abflug erreichte mich dann die Hiobsbotschaft. Verena rief mich abends aufgeregt an und verkündete, dass ihre Mutter einen schrecklichen Skiunfall hatte und derzeit in Wörgl in der Klinik läge. Nach zwei Operationen sind Arm und Bein eingegipst.  Ach du meine Güte, so leid mir Gudrun in ihrer misslichen Lage auch tat, um so mehr beschäftigte mich der Gedanke, dass damit wohl die Hauptperson in unserem Konstrukt definitiv ausgefallen war. Wer sollte sich nun um den Kleinen kümmern? Während der restlichen Arbeitswoche stellte ich mich schon mal darauf ein, dass unser langersehnter Urlaub ausfallen könnte. Doch weit gefehlt, als ich am Wochenende nach Österreich fuhr um meine Liebsten abzuholen, stand ihr Entschluss bereits fest. Wir fliegen am kommenden Dienstag wie geplant und Verenas mutiger, tatkräftiger Papa managed alles, also sowohl seine kranke Frau, den Haushalt und unser Baby. Und so bekam er kurzerhand einen Schnellkurs in Säuglingspflege und eine Kurzform seiner Bedienungsanleitung verpasst, also genau die richtige Ablenkung wenn man nebenher noch eine pflegebedürftige, an den Rollstuhl gefesselte Ehefrau im Haus hat.  

Und so flogen wir also doch wie geplant am 9.März mit dem Nachtflug von München nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias und kamen dort am nächsten Morgen mit ein paar Sorgenfalten mehr, aber wohlbehalten und einigermaßen ausgeschlafen an. Unser Gepäck welches aus zwei Alukisten und zwei großen Einzelteilen einer Toyota Landcruiser Sitzbank bestand war mal wieder etwas zu auffällig und so wurden wir kurz vor dem Ausgang in einen gesonderten Raum zur Zoll-Inspektion gebeten. Mit ein paar Sätzen war die Sache aber abgetan und die nette Dame war mit unseren Erklärungen zufrieden, wir mussten gar nichts weiter auspacken. Draußen erwartete uns dann pünktlich Heike und schon düsten wir die 40km nach Süden zu Ihrer Farm. Warme Sonnenstrahlen umgaben uns und auch dieser unbeschreibliche Duft nach Afrika und Abenteuer wie wir ihn jedesmal empfinden wenn wir auf diesem Kontinent ankommen.

Um 8:45 Uhr waren wir bereits das Farmgelaende, mit seinem wirklich beeindruckend schönen ehemaligen Schutztruppengebäude welches heutzutage als Gästefarm genutzt wird. Dort begrüßt uns auch Heikes Mann Markus, den wir als hilfsbereiten und lustigen Kerl bei unseren letzten Aufenthalten schätzen gelernt haben. Leider hat er aber dennoch einen großen Makel: er ist Schalke-Fan.  Unser Toyi schmückt sich mit einem gewaltig großem Bayern München Aufkleber und wir könnens kaum erwarten ihn wieder zu sehen. Gross und stark und frisch gewaschen steht er unter dem Sonnendach, wir mögen ihn so wie er ist, mit all seinen Beulen und dem mittlerweile vielen Rost die die vergangenen fünfeinhalb Jahre Afrika und zum Teil auch mein Fahrstil hinterlassen haben. Toyi mag aber nicht anspringen, eine der beiden Starterbatterien ist hinüber. Der hilfsbereite Markus hat aber eine Ersatzbatterie für uns parat und nach kurzer Zeit schnurrt der Sechszylinder Dieselmotor unverkennbar und vertraut. Um an ihn ranzukommen musste aber erst ein Wespennest ausgerottet werden und dabei wurde die gute Heike ins Gesicht nahe dem Auge gestochen, was ihre Sehstärke für die nächsten Tage halbierte.  Wir machten uns sogleich an die Arbeit um Toyi und die Ausrüstung flott zu machen, denn unser ehrgeiziger Plan sieht diesmal vor bereits übermorgen auf Tour zu gehen. Technisch ist diesmal eigentlich nicht viel zu tun, so wechsele ich lediglich die beiden versifften Dieselfilter und checke alle Flüssigkeitsstände.  Mit den Schweißnähten der Edelstahl Dieselzusatztanks haben wir ja schon längere Zeit Probleme, eine vernünftige Reparatur erfordert aber viel Zeit und so verschieben wir dies erneut. Eine weitere Klebeaktion des mittleren Unterflurtanks mit Haftstahl muss genügen. Wenn das hält könnten wir 300L Diesel bunkern, das sollte für unseren Ausflug ins krisengeschüttelte Simbabwe ausreichend sein. Wir füllen die Wasservorräte auf und verfeinern die 230L Trinkwasser mit Mikropur, was Keime abtötet und es selbst bei höheren Temperaturen lange haltbar machen soll. Dazwischen steigen wir mal auf den Aussichtspunkt und genießen die tolle Sicht auf den 2600m hohen Bismarck-Berg, essen Kuchen und verratschen jede Menge Zeit mit Heike, Markus und ihrer Praktikantin Christiane. Wir staunen nicht schlecht als uns am Nachmittag eine 45 cm große Schildkröte besucht.  Am Abend werden wir mit einem leckeren Abendessen verwöhnt. Es gibt Steaks von der Oryx-Antilope und Squashies, einer Kürbis-Art. Noch ein Bier auf der Veranda mit Blick auf den grandiosen Südsternenhimmel schließt unseren ersten Tag in Namibia ab. Um 22 Uhr liegen wir im Gästezimmer und schreiben noch vor dem Einschlafen Einkaufslisten für den nächsten Tag.

Nach einem leckeren Frühstück mit Warzenschwein-Schinken, Zebras-Salami und Kudu-Antilopen-Rauschfleisch fahren wir bereits am Donnerstag Vormittag in die große Stadt nach Windhoek. Die 45 km sind in einer guten halben Stunde zu schaffen, auch wenn man dabei jedesmal an einem unumgänglichen Polizeistopp ein Pläuschchen halten muss und wir obendrein peinlichst genau darauf achten alle Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuhalten. Wir besorgen uns Namibia-Dollar, kaufen Lebensmittel für die anstehende Reise und Toyi bekommt für sündhaft teures Geld gleich zwei neue 85Ah Starterbatterien. Am Nachmittag besuchen wir das Büro des Touren-Veranstalters Bwana-Tucke-Tucke um dort unsere Permits zur geplanten Durchquerung der Central Kalahari abzuholen. Erst am vergangenen Montag hatte ich durch einen Tipp im Forum mit dieser Agentur Kontakt aufgenommen und mich kurzentschlossen und entgegen unserer Prinzipien dazu durchgerungen zum allerersten mal etwas im Voraus zu buchen. Die Gerüchte, das die Nationalparks in Botswana ohne Vorausreservierung am Eingang keinen Einlass mehr gewähren haben sich verdichtet und uns letztlich dazu bewogen einen Reiseplan zu erstellen wo wir Tag-genau angeben müssen wo wir wann übernachten wollen. Die zentrale Kalahari besteht mittlerweile aus dem zweitgrößten Nationalpark der Welt und da wollen wir bei unserer West-Ost-Durchquerung durch. Etwas zwiegespalten betreten wir das Bwana-Büro wo uns die deutschstämmige Manuela freundlich begrüßt uns sogleich zum Kaffeeklatsch einlädt. Dass wir eigentlich Kunden sind gerät dabei erstmal in Vergessenheit.  Der aufgeschlossene Tour-Guide aus Würzburg unterhält uns außerdem prächtig und versorgt uns mit allerhand nützlichen Tipps von hier bis Victoria Falls. Ach und bei der Gelegenheit könnten wir ja gleich die Post für seinen Bekannten in Vic Falls mitnehmen wenn wir dort eines Tages vorbei kommen sollten. Kein Thema, wird gemacht falls wir nicht zwischenzeitlich verspeist wurden. Außerdem ist da auch noch der aufgeschlossene einheimische Tourguide, dem wir mit einem Brief behilflich sind, den er an eine deutsche Behörde schreiben möchte. Wir amüsieren uns nicht schlecht als sich herausstellt, dass er der `Bahee´ aus dem neuesten Hummeldumm Bestseller ist. Stolz präsentiert er uns ein vom Autor Tommy Jaud handsigniertes Hörbuch. Mittlerweile sind alle Genehmigungen eingetroffen, Manuela und ihre Mitarbeiterinnen haben viel telefoniert und gefaxt. Wir wollen drei Nächte im Central Kalahari Wild Reservat verbringen und obendrein noch eine Nacht im Nxai National Park. Gegen mächtig Euros bekommen wir ein paar Kopien ausgehändigt die uns den Eintritt ermöglichen sollen. Wir bleiben skeptisch. Das alles ist aber so unterhaltsam dass wir die Zeit vergaßen und erst am späten Nachmittag die nette Runde verlassen und im strömenden Regen die Rückfahrt zu unserer Farm antreten.

Wir sind gerade mal den dritten Tag in Afrika und schon soll‘s heute los gehen? Das ist zwar absolut untypisch für uns Trödler, aber wir wollen es heute tatsächlich wahr machen. Dazu trägt natürlich auch die gestern getätigte Reservierung fürs Central Kalahari Game Reserve bei wonach wir bereits morgen Abend dort die erste Nacht verbringen dürfen. Wir fackeln also nicht lange rum. Nach einem leckeren Frühstück wird der der Rest an Ausrüstung im Toyi verstaut und bereits um 11 Uhr fahren wir los. Vorbei am Flughafen geht’s auf guter Teerstraße durch schönes grünes Buschland nach Osten.  Die 300km bis zur Grenze sind schnell zurück gelegt und so erreichen wir um 14:15 den Namibianischen Grenzposten. Nach 10min sind die Formalitäten erledigt und fahren ein paar hundert Meter weiter zum Grenzposten von Botswana. Hier dauert es etwas länger weil wir neben den Passangelegenheiten auch noch eine Road Permit (Straßenbenutzungsgebühr), einen Road Fund (Straßengebühr) und eine dreimonatige Versicherung kaufen müssen. Da wir noch keine Botswana Pula besitzen, dürfen wir mit Namibia Dollar bezahlen, dabei wird sicherlich großzügig aufgerundet und schon sind wir 550 ND los, was etwa 55 Euro entspricht. Das war vor eineinhalb Jahren aber noch um einiges günstiger. Um 15 Uhr ist alles erledigt und wir fahren auf gutem Botswana Teer weiter. Wir sind immer wieder verzückt vom unkomplizierten und geregelten Ablauf der Grenzformalitäten im südlichen Afrika.  In einer halben bis dreiviertel Stunde ist meist alles erledigt, während man im nördlichen, westlichen und in Zentral-Afrika für Grenzübertritte manchmal gut und gerne einen halben bis ganzen Tag einplanen muss. Ich habe irgendwie die Befürchtung, dass wir nach ein paar Jahren im südlichen wohl geregelten Afrika dem anderen, dem chaotischen und ungeordneten Afrika nicht mehr gewachsen sein könnten. Wer ähnlich wie wir, mit dem eigenen Auto von Deutschland bis hierher gefahren ist, wird wissen was ich meine. Was haben uns diese Grenzen Nerven, Zeit und Geld gekostet und deshalb wollen wir hier jede einzelne dieser easy-going-Grenzen wertschätzen.

Um 17:20 erreichen wir Ghanzi, dem größten Ort am westlichen Rand der Zentralen Kalahari. Hier können wir doch tatsächlich mit der Visa-Karte lokale Währung vom Automaten abheben. Damit tanken wir schnell mal 281 Liter Diesel und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten wie Tomaten, Avocados und Feueranzünder. In der Nähe finden wir eine sehr coole Campsite Namens `Thakadu` wo wir uns mit Oryx-Carpaccio, Kudu- und Eland-Antilopen-Steaks so richtig verwöhnen. Der Laden hat sogar WIFI und so schmeißen wir unser Netbook an und schreiben an paar beruhigende Emails nach Hause an unseren kleinen Schatz und an seine Großeltern. Beim Essen blicken wir auf ein beleuchtetes Wasserloch wo ab und zu Gnus und Antilopen trinken. Mit einem Bier in der Hand ist das ein wahrgewordener Traum. Durch die stockfinstere mondlose Nacht marschieren wir spät ein paar hundert Meter zu unserm Toyi zurück und bestaunen den überwältigend klaren Himmel bei Gerd’s kleiner Sternenkunde Teil 1. Glücklich und voller Vorfreude auf die nächsten Wochen schlafen wir schließlich die erste Nacht in unserem Moskito-Dome auf dem Dachträger unseres Toyi mit grandiosem Panorama-Himmel ein.

Unsere erste Nacht am Rande der Central Kalahari war recht ruhig. Ab und zu knackste es im Unterholz, da wir uns aber noch einigermaßen in der Zivilisation befinden gibt es eigentlich keinen Grund zur Furcht. Die Sonne geht um 6:45 Uhr mit einem farbenprächtigen Schauspiel auf. Wir genießen diese Morgenstimmung und verbleiben in unserem kuschligen Nest bis uns die Hitze auf treibt Für unser erstes Frühstück mit Berliner Landbrot aus Windhoek und allerlei Köstlichkeiten nehmen wir uns viel Zeit, außerdem laden wir Feuerholz aufs Dach und ziehen hier und da ein paar Schrauben am Toyi nach. Erst um 11:30 kommen wir los, vor uns liegen heute noch 250km auf sandiger Piste. Die ersten 100km fahren sich super, eine breite gut gepflegte Piste erlaubt bis zu 80km/h. Das geht in etwa so bis New-Xade, dem Ort wo man die Buschmänner der Central Kalahari ansiedelte nachdem man ihnen ihre seit `zig-tausend Jahren angestammten Jagdgründe wegnahm um dort dieses Wildreservat einzurichten. Irgendwie kommt man da schon ins Zweifeln, nun müssen sie in Häusern leben, dürfen nicht mehr jagen und sollen irgendetwas für sie sinnlos erscheinendes arbeiten um damit Sachen kaufen zu können die sie eigentlich gar nicht wollten. Und wir besuchen jetzt diesen Park…? Auf schmaler sandiger Piste geht es weiter und wir müssen gleich mal den Reifendruck reduzieren um nicht stecken zu bleiben. Je näher wir auf den Park zu kommen, desto langsamer kommen wir voran. Der Sand wird tiefer und Toyi neigt zu unangenehmen Bocksprüngen wenn man zu schnell fährt. An einem Wasserloch sehen wir ein paar Strauße und Oryx-Antilopen. Schließlich erreichen wir um 15:30 das Xade-Gate am Westrand des CKGR. Mittels unserer mitgebrachten Kopien ist der Eintritt in dieses Wild-Reservat kein Problem. Im Büro schreiben wir uns in ein großes Buch ein und schon dürfen wir weiterfahren. Man wünscht uns viel Glück und viele wilde Tiere zu sehen, naja wieder so ein Zwiespalt in den man da hineinfährt.  Und so fahren wir eine halbe Sunde später durch dichtbewachsene grüne Savannenlandschaft, nichtsahnend dass wir bald eine Begegnung der ganz besonderen Art haben werden.

Unser erster Übernachtungsplatz liegt nahe der Piper Pan Wasserstelle, bis dahin sind es nochmal gute zwei Stunden Fahrt. Mittels GPS finden wir den Platz mit dem Schild PIP01 in der Abendsonne problemlos.  Allerdings sind wir mal wieder etwas überrascht was uns hier erwartet, bzw. nicht erwartet. Vor allem ist so eine Camp-Site kein Campingplatz in dem Sinne, sondern es gibt lediglich ein Latrinen-Klo, so etwas wie eine Feuerstelle, jedoch kein Wasser, keinen Zaun außen rum und außerdem ist in unserem Falle kein weiterer Mensch außer wir selbst hier. Wir trösten uns dann immer mit dem Fakt, dass wenn regelmäßig etwas passieren würde, sie uns ja wohl nicht hier mutterseelenalleine unter wilden Tieren übernachten lassen würden. Trotz gefährlich dunkler Wolken bauen wir unseren Regenempfindlichen Moskito-Dome und das Schlafzeug aufs Autodach, machen ein nettes Feuerchen um die wilden Tiere abzuschrecken und fangen an ein Abendessen zu kochen. Eine Menge Perlhühner sausen vorbei, in der Ferne grast ein einsames Gnu und die Moskitos treiben schon ihr Unwesen. Da heißt es schleunigst mit allerhand Abwehrmittel einschmieren.  Um 19 Uhr ist es bereits stockfinster. Gleich gibt’s Essen vermeldet Verena um 19:45 Uhr und ich mache schon mal eine Dose Bier auf um gut gerüstet zu sein. Während wir unser Festmahl bestehend aus Nudeln mit Tomatensauce, Maiskolben und Squashies verspeisen, fängt es an zu regnen. Schnell entfernen wir das Schlafgemach vom Dach und stopfen alles wieder in den Toyi. Dann ein kreischender Schrei einer Frau, genau genommen meiner Frau, denn sonst ist ja wie gesagt niemand da! Aufgeregt gestikulierend gibt sie mir zu verstehen, dass wir ins Auto flüchten sollten. Wegen der paar Regentropfen oder was? Ich frag also erstmal `warum` bevor ich was Falsches mache. Aber genau das war mal wieder falsch, denn nun sehe auch ich die Löwin die zirka 6 Meter neben uns an unserem Feuer vorbei geht. Ach du meine Güte, Verena hat Recht, ab ins Auto! Verena sitzt vorne, ich hinten, Türen zu, draußen steht das Essen auf dem Tisch, es regnet ein bisschen. Wo ist das Biest hin? Da vorne bewegt sich was. Wir machen die Scheinwerfer an und sehen die Löwin in etwa 20 bis 30 Meter Entfernung hin und her gehen. Wir haben butterweiche Knie und harren etwas eingeschüchtert der Dinge. Was sollen wir tun? Wie viele Löwen schleichen da draußen noch rum? Verena bemerkt, dass sie das Auto nie wieder verlassen wird. Mir tut das Essen leid und vor allem mein offenes Bier auf dem Klapptisch. Hätte sie uns angreifen wollen, dann hätte sie es tun können, so mein schlafkräftiges aber dennoch wenig überzeugendes Argument.  Nach ein paar langen Minuten trauen wir uns wieder vorsichtig raus. Bewaffnet mit Axt und Buschmesser, lege ich erstmal kräftig Holz aufs Feuer und dann versuchen wir,  ungemütlich im Toyi kauernd, unser Abendessen fortzusetzen. Doch beide stochern wir lustlos im Teller herum bis wir merken, dass der Appetit längst vorbei ist. Die Nerven sind zu angespannt und an einen gemütlichen Abend mit Sternenkunde ist unter diesen Umständen einfach nicht mehr zu denken. Um 20:55 bauen wir das Moskito-Zelt wieder aufs Autodach, umsichtig mit der Taschenlampe umher leuchtend. Verena huscht sogleich mutig hinein ins vermeintlich sichere Schlafgemach. Ich bringe unten alles in Ordnung und trinke mehr oder weniger genüsslich mein Bier aus. Es ist irre heiß und hat noch immer 30°C bei 42% Luftfeuchte. Um 21:30 liegen wir beide im transparenten Netz des Moskito-Domes und lauschen den Geräuschen der Nacht. Irgendwie fühlen wir uns wie auf dem Präsentierteller, aber wir wollten es ja so, möchten ja des Nachts alles sehen können was umher schleicht und kreucht und fleucht. Was für ein aufregender Tag, wir sind mitten in der Zentralen Kalahari, sind ganz alleine unter lauter wilden Tieren. Heute vor einer Woche waren wir noch im tiefsten Schneegestöber beim Schlittenfahren mit unserem kleinen Sohn…

Die Nacht bleibt ruhig, es regnet zum Glück nicht mehr, ist aber durchwegs sehr windig, aber warm, vor Sonnenaufgang hat es noch 23°C. Aufgrund der gestrigen Aufregung haben wir beide sehr unruhig geschlafen und sind beim Aufstehen entsprechend wirr im Kopf. Eine Stunde lang scannen wir vom Dachzelt aus die Gegend ab, ehe wir sie für ruhig und sicher genug halten aufzustehen. Um den Angstschweiß loszuwerden gönnen wir uns erstmal eine Dusche mittels unserer mobilen Wasserpumpendusche. Dann gilt es das Geschirr von gestern Abend zu spülen und das Schlafzeug wegzuräumen ehe der Wind alles davon weht Erst dann gibt’s ein gemütliches Frühstück im Schatten der Bäume. 10 nach 11 fahren wir dann mal los die eineinhalb Kilometer hinüber zum Wasserloch, wo sich jede Menge Gnus, Springböcke und Oryx tummeln. Hinter dem Wasserloch sind aber auch zahlreiche Geier angetreten. Wieder etwas mutiger geworden versuche ich sie zwecks des besseren Fotos aufzuscheuchen indem ich lauthals auf sie zu renne.  Verena entdeckt in Sichtweite sich bewegende Köpfe. Vorsichtig fahren wir darauf zu und finden dort drei weibliche und einen männlichen Löwen träge im Schatten eines Baumes liegend. Aha so nah waren sie also heute Nacht. Ehrfürchtig und voller Respekt betrachten wir die stolzen Tiere vom sicheren Toyi aus allernächster Nähe. Klar dass das die Fotos des Jahres werden.

Anschließend fahren wir in paar Erkundungs-Touren um die flachen Grasland-Pfannen der Piper Pan und stöbern allerhand Wildtiere wie einen Schabrackenschakal, Streifengnus, Strauße, Oryx und einige andere Antilopenarten auf. Nach Mittag fällt uns ein lautes Klappern am Auspuff auf. Ich muss einen Aufhängungsgummi ersetzen. Dazu liege ich eine halbe Stunde lang unter dem Auto und versuche mich dabei nicht am heißen Auspufftopf zu verbrennen. Verena hält unterdessen ringsum Ausschau, dass ich derweil nicht unbemerkt aufgefressen werde. Auf unseren Weg nach Norden fahren wir am Nachmittag geradewegs in ein Gewitter hinein. Blitz und Donner und dunkle Wolken verleihen der blühend grünen Kalahari Landschaft einen noch theatralischere Stimmung. Wegen heftigen Regenschauern müssen wir einige Male sogar stehen bleiben. Im Vorbeifahren sehen wir unter einem Baum eine einzelne Löwin.  Wir erkunden die Umgebung der Phokoje und der Tau Pan und als wir am späten Abend an jene Stelle zurück kommen sitzen an gleicher Stelle vier ausgewachsene Löwinnen und sage und schreibe fünf süße etwa Schäferhundgroße Löwenbabys. Was für ein Anblick, was für ein Glück, welch ein andächtiger Moment, wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, als sich die ganze Gruppe erhebt und entlang unserer Piste gen Osten wandert. Leider auch genau auf unseren nur 3km entfernten Übernachtungsplatz zu. Wieder Löwen! Wir spüren beide wie schon die Knie weich werden wenn wir an unser heutiges Nachtlager denken. In den Pistenspuren haben sich Pfützen gebildet und die gesamte Löwenfamilie trinkt daraus, welch ein Anblick. Es blitzt und donnert und stürmt und weht. Doch schau mal, was ist das? Die Löwen steuern nun geradewegs auf ein Gnu zu, welches in einiger Entfernung aus einer anderen Pfütze trinkt. Es scheint die schnell näher kommenden Löwen nicht zu bemerken, ach du meine Güte das kann ja heikel werden. Ob wir das sehen wollen? Wir fahren im Schritttempo hinter der Gruppe her und bekommen die superbutterweichen Eier-Knie verpasst als sich das Gnu plötzlich umdreht und sich in das größte Löwen-Männchen verwandelt das die Welt je gesehen hat. Wir überlegen ernsthaft ob wir abermals unseren Nerven zumuten können wohlwissend in unmittelbarer Nähe dieser Raubtiere zu übernachten. Es ist aber entschieden zu spät um noch woanders hinzufahren und so lassen wir uns um 18 Uhr an der Site TAU03 nieder.  Unnötig zu sagen, dass wir dort wiedermal ganz alleine mit dem Latrinen-Klo und sonst nix sind. Ich lenke mich mit unwichtigen Fragen ab, wo wir bei diesem Sauwetter schlafen werden, ob wir besser ein Regendach aufbauen sollten und wie ich trotz Regen ein Feuer anbringen soll. Verena findet derartige Diskussionen überflüssig und will vor lauter Angst und Bang das Auto verständlicherweise für gar nichts mehr verlassen. Ich gebe ja zu ebenfalls Angst zu haben, aber irgendwie sollten wir versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen und das beginnt immer mit `business as usual`, will heißen mit einem guten Abendessen.

Ein paar überzeugenden Minuten später bauen wir tatsächlich das Regendach auf, laden das Holz vom Dach und schichten es unter einem schützenden Regenschirm auf. Man könnte fast meinen es sei alles in Ordnung, doch es bleibt chaotisch. Ich bring zwar ein Feuer an doch der stürmische Wind weht die Glut gefährlich in ständig wechselnde Richtungen davon und schafft es obendrein das Regendach zum Einsturz zu bringen. Na Klasse! Der Regen lässt zum Glück bald nach und so verstauen wir den nassen Regenschutz erstmal wieder in seiner Kiste. Es ist schon dunkel als wir uns zwei Dosen Reiscurry aufwärmen und sie wenig später im Toyi kauernd löffeln. Ein Bier dazu hilft natürlich gegen was auch immer. Unser Beschluss steht fest, dass wir heute im Auto schlafen werden. Dabei stört es uns weniger dass wir dort nur sehr beengt liegen können, sondern viel mehr dass wir ein aufwändiges Moskitonetz zu unserem Schutz aufbauen müssen. Während Verena das macht, halte ich Wache oder kümmere mich ums Feuer. Ab 20 Uhr sitzen wir auf Fahrer- und Beifahrersitz und beobachten biertrunken und mit sicherem Gefühl die Blitzorgien im Norden und Osten. Um 21:30 verlassen wir Toyi nur kurz um zur Hecktür wieder ins Bett einzusteigen. Dort ist es kuschlig, windgeschützt und wir fühlen uns vor allem sicher. Ein weiterer Tag zieht in Gedanken an uns vorüber und schließlich schlafen wir ganz gemütlich ein. Um 2:30 muss ich wegen dem vielen Bier unpassenderweise pinkeln. Ich behelfe mich indem ich das auf der Heckstoßstange stehend, halb in der Hecktür hängend erledige. Wieder mal nix passiert, alles noch dran, also rein ins Nest und weiterschlafen.

Nach sonst recht ruhiger Nacht sind wir bereits um 7 Uhr wach, haben aber keine Lust aufzustehen. Da der Toyi ideal im Schatten eines hohen Baumes steht, wird es im Wageninneren auch nicht so schnell heiß, so dass wir gemütlich bis 8:15 Uhr weiterkuscheln und die trügerische Stille und den strahlend blauen Himmel erstmal durch die Scheiben inspizieren. Wir beseitigen das Chaos von gestern Abend und nehmen uns wie immer Zeit für ein leckeres Frühstück, bevor wir losfahren. Es zieht uns magisch zurück an die Stelle wo wir gestern Abend den Löwen begegneten und tatsächlich liegt die fast ganze Familie, außer dem Vater,  wieder unter ihrem Schattenbaum. Fasziniert verweilen wir fast eine Stunde. Die fünf kleinen haben es uns besonders angetan, man möchte aussteigen und sie streicheln.

Um die Mittagszeit fahren wir gen Osten Richtung Deception Valley, einem der urzeitlichen vertrockneten Flusstäler. Einmal versperren uns zwölf Strauße die Weiterfahrt, dann stöbern wir eine Giraffenherde auf, die sich gut getarnt unter den hohen Bäumen versteckte. Weitere Giraffen sind am Wasserloch von Letiahau beim Trinken und überall begegnen wir großen Antilopenherden, vor allem immer wieder Oryx. Wir haben gerade so unseren Spaß heute mit der Tierwelt. Später macht sich dann der Regen von gestern Abend bemerkbar, wir sinken zunehmend tiefer ein und haben einiges an Wasser zu durchqueren. Schließlich staunen wir nicht schlecht als wir vor der mit Wasser gefluteten Deception Pfanne stehen und einsehen müssen, dass wir hier nicht mehr weiterfahren können.  Die Erkundungsfahrt um die Pan fällt also aus und so fahren wir weiter zur Kori Pan und folgen von dort der Verbindungspiste nach Westen um von dort ins Passarge Valley zu kommen, wo unser heutiger Lagerplatz liegen soll.

Den sehr schönen Platz PAS02 erreichen wir am frühen Abend. Von hier haben wir eine grandiose Aussicht auf das fossile Flussbett wo wir in der Ferne Antilopen und Gnus beim grasen sehen. Im Süden und Osten sind schon wieder heftige Unwetter aufgezogen, aber wir wollen uns nicht verrückt machen und die Abendstimmung genießen so lange es hell ist. Als die Dunkelheit näher rückt bauen wir mutig das Moskito-Zelt aufs Autodach, bereiten Essen vor und machen ein schönes Feuerchen. Während des Abendessens ist es absolut still, selbst der Wind hat sich gelegt. Hin und wieder leuchten wir mit den Taschenlampen ringsum das Gelände ab. Leuchtende Augen lassen uns zunächst aufschrecken, entpuppen sich aber als harmloser Springhase. Das lästige Geschirrspülen wird uns durch die vielen großen Gottesanbeterinnen noch erschwert die sich ständig aufs Licht unser Stirnlampen stürzen. Der nicht ganz klare Himmel taugt nicht recht zu großer Sternenkunde und so suchen wir lediglich Mars und Saturn auf. An diesem Abend gesteht Verena recht bald ein Angst-Hasi zu sein und dass sie nur noch hoch aufs Autodach möchte um sich wohler zu fühlen.  Dafür habe ich echt vollstes Verständnis, lege Holz nach und beobachte die Gottesanbeterinnen wie sie sich der Reihe nach ins züngelnde Feuer stürzen, zumindest solange bis es auch mir etwas mulmig wird. Um 21 Uhr hat es noch angenehme 25 Grad bei 70% Luftfeuchte als auch ich mich aufs Dach ins sichere Moskitonetz verkrieche. Gemeinsam schauen wir noch in die Sterne und genießen den lauen Wind auf unserer Haut.

Der nächste Morgen beginnt mit einem farbenprächtigen Sonnenaufgang um 6:30 Uhr, den wir von unserem Panorama-Zelt aus beobachten. Nach einer schnellen Dusche aus den Toyitanks frühstücken wir unter einer Schirm-Akazie. Es ist zwar supersonnig aber windig und irgendwie kühl. Ein Zigarren-großer Tausendfüßler kriecht unter unserem Tisch hindurch und ein Honigdachs schleicht umher, mit diesen Burschen ist ja bekanntlich nicht zu spaßen. In den gelben Grasflächen des Passarge-Valleys sehen wir einige Oryx dahinziehen. Welch eine friedliche Stimmung, erst um 10:30 fahren wir los, weiter entlang des Tals nach Osten. Vier Giraffen versprechen einen guten Tag.  Doch dann schon wieder Löwen! Unter einem Baum liegen drei gelangweilte Löwinnen und unter dem nächsten entdecken wir einen Löwen mit einer gerissenen Oryx-Antilope.  Vom sicheren Fahrzeug aus können wir alles aus nächster Nähe beobachten.  Von der Leopard-Pan geht’s weiter zur Sunday-Pan und schließlich verlassen wir am Nachmittag am Matswere Gate offiziell den Park der Central Kalahari an dessen Ostrand. Hoffentlich wird’s jetzt wieder etwas weniger wild hoffen wir beide.  In dieser Gegend scheint es ebenfalls viel geregnet zu haben und so fahren wir durch mächtig Wasser und Schlamm und es spritzt nur so, dass wir permanent die Scheibenwischer benötigen.

Toyi schaut fast aus wie zu besten Zentralafrika-Durchquerungs-Zeiten. Am späten Nachmittag erreichen wir die Teerstraße. Im nächsten Ort Rakops gibt’s kein Diesel, denn die Tankstelle hat geschlossen.  Wir pumpen unsere Reifen mit unserem Kompressor auf, ehe wir auf Teer  weiter fahren.  Eigentlich wollten wir ja von hier aus Richtung Kubu-Island, einer fossilen Insel inmitten der meist ausgetrockneten Salzseen von Madj, doch um diese Jahreszeit ist das laut Reiseführer zumindest vom Süden aus nicht möglich weil es ganz einfach zu schlammig ist. Also Kursänderung und weiter nach Norden. Wir kommen gut voran doch bis Einbruch der Dunkelheit finden wir nirgendwo ein Camp zum Übernachten. Schließlich schlagen wir uns um 18:45 Uhr in die Büsche. Kaum steht das Abendessen auf dem Tisch scheuchen uns seltsame Geräusche aus dem Gebüsch auf. Die seltsamen Schreie kommen immer näher. Wir sperren die Essensteller ins Auto (falls es Affen sind) und stehen mit Taschenlampen und Axt bewaffnet in Lauerstellung. Die Geräusche kommen näher und näher, wir sind angespannt und ängstlich nervös. Um Stärke zu demonstrieren stampfen wir ein paar Mal laut auf den Boden und schreien laut in die Nacht. Was auch immer es war, es klang echt seltsam und zog schließlich an uns vorbei weiter Richtung Straße. Endlich kommen wir um 20:15 Uhr zu unserem wohlverdienten Abendessen, bestehend aus Spagetti mit Tomatensauce und leckerem Tomatensalat. Wir wissen nicht recht was lästiger ist, die vielen Moskitos oder das Abspülen in der Dunkelheit, beides scheint jedenfalls ein unvermeidliches Übel zu sein. Vielleicht hilft ja ein Schluck Gin. Erst gegen 22 Uhr retten wir uns ins sichere Moskito-Zelt und betrachten den Sternenhimmel vom Toyi-Dach aus.

Die Nacht verlief ruhig, es gab zum Glück keine weiteren Störenfriede mehr. So wie die letzten Nächte war auch diese sehr feucht und am morgen ist alles tropfnass vom Tau. Sobald es hell wird studiere ich noch im Schlafsack liegend meine Sternenkarte um die nächtlichen Beobachtungen einordnen zu können. Der Südhimmel ist noch immer eine Herausforderung. Als wir später beim Frühstück sitzen finden wir unser Buschcamp richtig klasse. In der Nacht ist ja alles immer ein wenig unheimlich aber jetzt wo die Sonne lacht ist wieder alles in bester Ordnung. Was steht heute an? Die Kursänderung hat auch unseren Zeitplan etwas durcheinander gebracht. Mit dem ursprünglich geplanten Abstecher nach Kubu-Island wären wir erst morgen am Nxai National-Park gewesen und dementsprechend hatte ich in Windhoek über Bwana-Tucke-Tucke eine Übernachtung mitten im Park an den Baines Baobab vorreserviert. Da der Park-Eingang nun direkt auf unserer neuen Route liegt und wir nur noch gute 100km weg sind wollen wir dort versuchen umzubuchen. Als wir dort gegen Mittag eintreffen ist das auch alles kein Problem. Wir dürfen gleich im Park bleiben und die heutige Nacht am vereinbarten Platz verbringen. Später sollte sich rausstellen, dass wir eh mal wieder die einzigen Gäste sind. Was das mit der Vorausbucherei für leere Campingplätze soll wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Und so stehen wir bereits um 13 Uhr an einem Wasserloch in dem mehrere Elefanten baden. Eine hinzugekommene Zebraherde macht das Schauspiel perfekt. Immer wieder spähen wir die Gegend ab, damit uns nicht ein Elefant von hinten überrascht. Wir fahren einen großen Bogen im Uhrzeigersinn um die Nxai-Pan und sehen dabei neben großen Zebraherden immer wieder Elefanten und Giraffen aus nächster Nähe. Die Krönung sind aber zwei Geparden die unter einem Baum lagern. Als wir näher kommen schleichen sie gemächlich davon. Schade wir hatten zumindest gehofft dass sie gleich mit 120 Sachen davon sprinten. So verbringen wir den restlichen Nachmittag in grandioser grüner Savannenlandschaft und sehen außerdem jede Menge Oryx, Impalas, Strauße, sowie einzelne Schakale. Erst am späten Nachmittag machen wir uns auf unseren Übernachtungsplatz zu finden. Die berühmte Baumgruppe Baines Baobab finden wir recht zielstrebig. Wir müssen dazu nur den Spuren durch den Salzsee folgen. Wir hoffen inständig dass wir nicht plötzlich einsinken, schließlich schaut es auch schon wieder nach Regen aus.  Die auffällige Baumgruppe wurde übrigens nach dem Britischen Militär Maler Thomas Baines benannt, der diese sieben urzeitlichen riesigen Affenbrotbäume im Jahre 1856 an dieser Stelle auf Öl gemalt hat. Von den Babobas sind wir sofort fasziniert, aber wo soll denn hier ein ausgewiesener Campingplatz sein? In der Nähe der Baobabs gibt’s jedenfalls nur Verbotsschilder. Wir drehen ein paar Runden ehe uns klar wird, dass wir noch einmal quer über den Salzsee fahren müssen, dort am gegenüberliegendem Ufer liegt der gesuchte Campsite, wir sind mal wieder die einzigen Menschen an diesem sonst verlassenen Platz. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf die mystischen Baines Baboabs. Ringsum blitzt und donnert es mittlerweile was der Szenerie noch mehr Theatralik verleiht. Das Abendrot durchläuft alle erdenklichen Farbschattierungen. Zum Abendessen gibt es ein kräftiges Chilli und anschließend sitzen wir noch gemütlich an unserem Lagerfeuer und beobachten die Blitzorgien im Norden. Da es sehr windig ist und nach Regen riecht ziehen wir es vor heute im Auto zu schlafen. Um 22 Uhr verkriechen wir uns ins enge Wageninnere. 

Nachts rechnet es ab und zu, wir lassen aber dennoch die Hecktüren geöffnet. Es gab keine nächtlichen Besucher, außer jede Menge Moskitos die glücklicherweise den Weg durch unser Netz nicht gefunden haben. Als wir um 7 Uhr aufstehen ist es sehr windig und der Himmel ist voller Schleierwolken. Wir stehen unter einem einzelnen Baobab mit grünen Blättern und vielen großen Früchten, ein schöner Platz. Wir positionieren unsern Frühstückstisch so, dass wir direkten Blick auf Baines Baobabs haben, also direkt am Ufer des Salzsees sitzen. Als wir später hinüber zu der imposanten Baumgruppe fahren, machen wir dort nochmal eine ausgiebige Erkundung zu Fuß und schießen unzählige Fotos. Der Rückweg zum Parkausgang ist kein Problem, da es zum Glück nicht viel geregnet hat.

Um die Mittagszeit erreichen wir den Ort Gweta, wo wir erstmal die einzige Tankstelle aufsuchen. Seit dem letzten Tanken in Ghanzi sind wir 1150km gefahren und haben etwa 200L Diesel verheizt, die wir hier wieder auffüllen. Ein Liter kostet 6,04 Pula, was ca. 65 Euro Cent entspricht. Im angeschlossenen Shop kaufen wir außerdem 15 Dosen Botswana Bier für a 8 Pula.  Der Supermarkt im Ort glänzt mit fast leeren Regalen, außer einem Toastbrot und ein paar Tomaten finden wir nichts Brauchbares. Am Nachmittag wollen wir die umliegende Gegend erkunden, wo es noch mehr dieser sehr auffälligen Riesenbaobabs geben soll. Diese dienten den Engländern früher als Orientierungspunkte. Zwei davon sind sogar auf unserer Landkarte vermerkt. Vielleicht gelangen wir sogar bis ans Ufer des Madjdadji Salzsees. Mit diesen Plänen verlassen wir Gweta am frühen Nachmittag auf einer sandigen Piste nach Süd-Osten. Ein Hinweisschild besagt, dass es hier auch nach Kubu-Island gehen soll aber das haben wir eigentlich schon abgehakt. Die Spuren verzweigen sich oft und man weiß nicht welche die richtige ist. Wir versuchen einfach Kurs auf den etwa 30km entfernten Greens Baobab einzuhalten, mittels des GPS sollten wir den dann schon finden. Wir fahren durch Bilderbuch-Dörfer mit schönen Strohdächern und über grüne saftige Wiesen auf denen Rinder grasen. Kreuz und quer kurven wir durch die dichtbewachsene Landschaft und finden schließlich den gewaltigen Baobab, der nach seinem Entdecker Green benannt wurde und so auch in die Landkarten eingetragen wurde. An seinem Stamm finden wir historische Namensinitialen die bis ins Jahr 1866 zurück gehen. 10km weiter im Süden finden wir etwas später Chapmans Baobab, der noch beeindruckender als der vorherige ist. Unser Buch besagt, dass in seinem Stamm die Britische Post zwischengelagert wurde. Auch er trägt zu dieser Jahreszeit Blätter und Früchte, was ein lebhafteres Bild abgibt als das in unserem Reisführer abgebildete, welches wohl zur Trockenzeit entstand. Von hier aus wollen wir versuchen weiter nach Süden vorzudringen aber weit kommen wir nicht, der Untergrund wird immer feuchter und wir drohen im Schlamm zu versinken. Als wir umdrehen und Rückweg nach Norden antreten ist plötzlich ist die ganze Umgebung voller Zebras. Wir hatten ja gelesen dass sie um diese Jahreszeit hier durch ziehen, aber ihnen einfach so hier, also nicht in einem Park zu begegnen kommt dennoch überraschend.

Wir fahren ständig durch riesige Spinnennetze die das ganze Buschland zu umspannen scheinen. Mehrmals muss ich aussteigen um aufgesammelte zugehörige Spinnen vom Toyi zu entfernen. Die Biester sind beeindruckende handgroße Exemplare mit langen schlanken Beinen, denen ich mit meinen Arbeitshandschuhen auf den Pelz rücke. Am späteren Nachmittag sind wir zurück in Gweta und Verena atmet einigermaßen erleichtert auf, in der Hoffnung, dass die Spinnenplage damit erstmal vorbei ist. Dann ein lautes Kreischen und zack springt sie in bester Stuntman Manier aus dem fahrenden Auto. Ich lege ne Vollbremsung hin und entdecke dann auch jenes Riesenbiest was sich genau zwischen unseren Autositzen eingenistet hat. Die muss irgendwann zum offen Fenster rein gehüpft sein. Zum Glück bekomme ich sie mit dem ersten Griff zu fassen bevor sie sich irgendwo im Auto verkriechen konnte. Erst als ich nach einer gründlichen Durchsuchung den Toyi als Spinnenfrei deklariere bringe ich Verena dazu wieder einzusteigen, ihre Knie zittern und sie ist ganz blass vor Schreck. Was für ein verrückter Spinnen-Tag ist das denn! Bereits heute Vormittag hatte ich auf der Teerstraße nach Gweta fast eine fette Tarantel überfahren. Hatte mich dann aber neben ihr auf den Boden gelegt um ein schönes Foto ihres haarigen Körpers zu erhaschen.

Übernachten wollen wir heute am schönen Camp von Planet Baobab welches nur 10km außerhalb von Gweta an der Hauptstraße liegt. Dort angekommen haben wir uns endlich mal eine richtige Dusche verdient. Die Haare hatten’s nötig da wir sie vor einer Woche zuletzt auf Hohe Warte gewaschen haben. Im stilvollen Restaurant essen wir ein sehr afrikanisches Beef Curry, nachdem wir vorher schon Bier und Cider an der Bar hatten. Das Essen ist eigentlich einige Nummern zu scharf für Verena so dass sie heftig mit drohenden Mundverbrennungen kämpfen muss. Zurück am Toyi versuche ich den prächtigen Sternenhimmel mit einer Langzeitbelichtung einzufangen, aber die Batterie der Fernbedienung ist leer und ich hab keinen Ersatz dafür. Um 22:30 verziehen wir uns ins Nest auf dem Dach. Heute müssen wir uns mal nicht sorgen, wir stehen sicher und ohne wilde Tiere auf einem Campingplatz und Spinnen sind hoffentlich auch keine mehr da…

Endlich haben wir mal tief und fest und durch geschlafen. Ich bin erst zur Dämmerung zum ersten Mal wach, schlafe aber wieder ein und bringe die Augen endgültig auf als die Sonne schon hoch am Himmel steht. Dicke Wassertropfen hängen am Moskitonetz und alles ist feucht. Zum Frühstück gibt dann ein absolutes Highlight. Verena hatte mir zum Geburtstag einen Toaster geschenkt. Jahrelang mühten  wir uns zum Frühstück mit labbrigem Toastbrot ab, damit soll nun ein für allemal Schluss sein. Das Teil wir einfach auf den Gaskocher aufgesetzt und kann vier Scheiben Toast fassen. Nach ein paar Minuten dann das große aha: goldgelber knuspriger Toast vom Feinsten. So macht das Frühstücken selbst mit Britischem Brot Spaß. Wir haben ausnahmsweise Handynetz und da die Sehnsucht heute besonders schlimm erscheint, ruft Verena zur Abhilfe spontan bei Ihren Eltern an um sich nach unserem kleinen Schatz zu erkunden. Es scheint alles ok zu sein, wir sind beruhigt. Von der Lodge haben wir einiges an Feuerholz gekauft welches aufs Dach verstaut werden muss. Spülen, packen, Rechnung zahlen, irgendwie dauert alles lang. Dabei fällt uns wieder ein, dass wir fast keine lokalen Pula mehr haben. Der nette Besitzer des Camps tauscht leider auch keine Euros in Pula um, versichert aber unsere Vermutung, dass man im März ganz gewiss auch nicht von Norden kommend nach Kubu-Island fahren sollte. Damit ist dieser Abstecher endgültig von unserer Liste gestrichen. Mittags fahren wir noch einmal in den Ort und fragen an der Gweta Lodge ob uns jemand Geld wechselt. Nein, aber wir bekommen einen anderen guten Tipp.  Wenig später, nachdem wir den China-Shop gefunden haben, tauscht uns dort ein junger Chinese zu fairem Kurs 250 Euro in Pula. Obendrein verkauft er natürlich alles was „made in China“ her gibt, was mir aber auch eine neue Knopfzelle für meine Kamerafernbedienung beschert.

Mit beruhigend viel Kohle in den Taschen fahren wir auf guter Teerstraße weiter Richtung Osten und geraten dabei schon wieder mal in den Regen. Südlich von Nata gibt es ein Vogelschutzgebiet welches wir besuchen wollen. Dort am Rande der gewaltigen Sua Salzpfanne sollen sich um diese Jahreszeit die Flamingos nur so tummeln. Wir sind mal wieder die einigen Besucher wie uns das Gästebuch des Vogelparks verrät. Nach weiteren teilweise recht schlammigen zwölf Kilometern stehen wir am Ufer des Salzsees.  Er ist tatsächlich mit Wasser gefüllt und unüberblickbar groß. In direkter Ufernähe einige Flamingos, mit dem Fernrohr zählen wir so um die 130, neben ein paar einzelnen Pelikanen. Von einer Aussichtsplattform aus genießen wir die Ruhe dieser Idylle. Ein gewaltiges Gewitter zieht zunächst genau auf uns zu und dann aber doch irgendwie vorbei. Außer ein paar Tropfen regnets bei  uns nichts während 10km nördlich in Nata die Welt unter zu gehen scheint. Wir genießen das Naturschauspiel und vergessen dabei ein wenig die Zeit. Erst spät am Abend fahren wir zurück in den Ort wo wir in der Nata Lodge campieren wollen. Die Einfahrt zum Camp ist völlig unter Wasser, so viel hat es hier geregnet. Wir parken Toyi und bevölkern sogleich die Bar. Später gibt’s köstliche T-Bone Steaks im Restaurant. Dem Wetter ist nicht zu trauen, deshalb müssen leider wieder im Auto schlafen.  Mit den guten alten Beatles schlafen wir genüsslich ein.

Heute ist ein aufregender Tag. Wir wollen nach Simbabwe einreisen, ein ganz neues Land in unserer Sammlung, dort waren wir noch nie! Vielleicht ist es das was mich unruhig schlafen ließ, ich bin jedenfalls schon um 7 Uhr auf. Obwohl beide Hecktüren offen waren war es nachts sehr heiß im Toyi und die hohe Luftfeuchte macht‘s nicht einfacher zu ertragen. Es gab keinen Regen mehr und nun am frühen morgen ist der Himmel strahlend blau und die Sonne lacht. Bereits um 8 Uhr gibt es ein leckeres Müsli im Schatten einiger Palmen.  Wir planen noch einmal die heutige Route und den zugehörigen Zeitbedarf. Ungewöhnlich früh um 9:20 fahren wir bereits los. Wenig später wird unser Anfangselan aber schon wieder gestoppt. Um ein paar Postkarten aufgeben zu können, müssen wir uns in eine lange Schlange Wartender Kunden am örtlichen Postamt einreihen. Das dauert und so wird es dann halt doch wieder nach 10 Uhr bis wir mal endgültig „on the road“ sind. Wir haben unseren ursprünglichen Plan geändert und fahren nicht Richtung Francistown und von dort weiter nach Simbabwe, sondern von Nata ca. 200km direkt nach Norden wo wir über die kleine Grenze bei Pandamatenga wollen. Das soll die Schleife die wir in Simbabwe fahren wollten etwas verkürzen um Risiken zu minimieren. Die 200km fahren sich flott und wir erreichen die Siedlung bereits um 12:30. Wir füllen nochmal die Dieseltanks auf, schließlich wollen wir in Simbabwe unabhängig von der dortigen zweifelhaften Treibstoffversorgung sein...

Kommentare

Liebe Freunde des abenteuerlichen Reisens,

die beste Nachricht gleich zu Beginn: wir haben es geschafft, haben unser Ziel Windhoek in Namibia erreicht! Uns geht es gut und hinter uns liegt eine lange abenteuerliche Reise mit vielen Eindruecken. Vielleicht habe ich beim letzten Bericht etwas zu sehr den Abenteuercharakter betont und deshalb moechte ich nochmal ausdruecklich erwaehnen, dass wir froh sind, diese Reise gemacht zu haben, dass wir viele schoene Erlebnisse hatten, auch unzaehlige furchtbar nette Leute getroffen haben und uns die phantastischen Landschaften fasziniert haben, allem voran der tropische Urwald mit all seinen Nebeneffekten. So war es gerade dort die Beengtheit die zunaechst magisch wirkt, aber nach ein paar Tagen geklemmend sein kann. Erst kuerzlich als wir in der weiten Savannenlandschaft des suedlichen Afrikas angekommen sind, konnten wir mal wieder so richtig durchatmen, den Weitblick geniessen oder so etwas banales wie einen Horizont mit Sonnauf- und Untergaengen sehen.
Ja und dabei kam auch das alte Sahara-Fieber durch, welches mich damals in jungen Jahren hinaus gezogen hat in die Weiten der grossen Nordafrikanischen Wueste: die Faszination der unendlichen Weiten und die damit verbundende unbeschreibliche Schoenheit der Wueste. Gerade in den letzten Jahren sind wir viel herum gekommen im Sub-Saharagebiet, haben eine Menge Schwarzafrikanischer Laender besucht und haben viele Voelker und Menschen kennengelernt, und nun moechten wir beide an dieser Stelle mal ein kleines Fazit ziehen: Wo wars am schoensten? Am schoensten war und ist es in der Sahara! Wir werden sie immer als etwas ganz Besonderes sehen.
Nun, was ist aber in den vergangenen zwei Wochen passiert? Es soll natuerlich auch diesmal nicht an einem Erlebnisbericht mangeln. Zuletzt haben wir aus Pointe Noire im Kongo berichtet. Unser dortiger Aufenhalt war von Anfang an als Puffer geplant gewesen und ist, bedingt durch das etwas muehsige Vorankommen, am Ende leider auf nur zwei Tage zusammen geschrumpft. Diese zwei Tage zusammen mit Christelle und Heiko waren aber auesserst erholsam und produktiv. So haben wir, neben Wasserski fahren, unter anderem einige kleinere Reparaturen durchgefuehrt und die Ausruestung in Ordnung gebracht. Unsere Weiterfahrt war fuer Montag den 1.Oktober vorgesehen, vorher waren da aber noch zwei mittelschwere Probleme zu loesen: 1. wir hatten im Kongo bisher keinen Eintrag im Carnet erhalten weil es von der Grenze bis PN einfach keinen Zoll gab und wir hatten ein Touristen-Visum aus Deutschland fuer Angola. Wir wollten es aber auf alle Faelle versuchen damit nach Cabinda, einer zwischen den beiden Kongos gelegenen Angolanischen Exclave, einzureisen, zumal uns das eine Menge schlechter Pisten und den beschwerlichen Weg durch die beiden Kongo Haupstaedte Brazzaville und Kinshasa ersparen wuerde. Fuer diesen Zweck hatten wir zwar vorgesorgt und haben mit viel Muehe, Tamtam und einer Einladung aus Angola, quasi am letzten Tag vor meiner Abreise die Angola Visa von der Botschaft in Berlin bekommen. An dieser Stelle sei auch nochmal meinen Arbeitskollegen Mario und Albrecht gedankt, die unsere Paesse in Berlin abgeholt und in letzter Minute nach Muenchen gebracht haben. Das war der erste Schritt fuer den Erfolg. Das Visum war zwar fuer 30 Tage Aufenthalt ausgestellt, jedoch hatten wir erheblichen Zweifel ob wir damit auch nach Cabinda einreisen duerften, zumal die Einladung ja aus Luanda, der Angolansichen Hauptstadt kam usw.
Manchmal kommt aber Mut und Glueck zusammen und der 1.Oktober war mal wieder so ein Tag. Frohen Mutes starteten wir am Morgen zum Zoll von Pointe Noire um dort unseren Eintrag ins Carnet nachholen zu lassen. Zwei Zollgebaeude konnnten mit unserem Anliegen nichts anfangen und rieten uns doch einfach zur Grenzstation Richtung Cabinda zu fahren um die Sache dort zu erledigen. Mist! Nun haben wir aber mittlerweile schon genug Erfahrung um zu ahnen, dass das Aerger geben wuerde, wenn man Ein- und Ausreisestempel gleichzeiteg an der gleichen Grenze moechte. Und wie wir so Richtung Grenze fahren schlagen wir unser Carnet auf und siehe da, da war ploetzlich doch ein Eintrag fuer den Kongo drin, zwar fehlte der Stempel aber sowas kann ja mal passieren in Afrika.
Im ueblichen Regen fuhren wir zur Grenze und die Ausreise verlief super. Ausreisestempel in den Pass und ins Carnet und fertig war die Angelegenheit. Um 10:25 standen wir mit weichen Knien vor dem Schlagbaum von Cabinda. Ab jetzt wars vorbei mit der beschaulichen Herrlichkeit des Franzoesischredens, hier und auch in Angola wird naemlich nur Portugisisch gesprochen und da geht bei uns gar nix. Man hat unsere Visa kritisch geprueft, alle Daten aufgeschrieben und uns nach unserer bisherigen und zukuenftigen Route befragt, Kopien vom Pass und Visum verlangt und ehe wir uns versahen hatten wir die Einreisestempel. Wir tauschten Geld auf dem Schwarzmarkt direkt vor der Polizei und bekamen beim Zoll ausserst freundlich und schnell unser Carnet gestempelt. Um 12:07 waren wir nach Cabinda eingereist, wer haette das fuer moeglich gehalten?
Auf recht guten Strassen gings 100 km weiter bis Cabinda Stadt, wo wir uns bei der Immigrations Polizei zu melden hatten. Dort wurde wieder alles registriert und wir durften weiter fahren. Da in Cabinda/Angola der Diesel sagenhafte 29 Cent pro Liter kostet wollten wir uns natuerlich noch kraeftig damit eindecken und so mussten wir uns in einer langen Schlange an der Tanke einreihen. Schliesslich war es zu spaet um weiter zu fahren und wir uebernachteten im Garten einer Katholischen Mission in Cabinda, wo alle Menschen ausgesprochen nett und freundlich zu uns waren. So richtig eingerichtet war allerdings niemand auf uns und so stellte die Toilettenfrage ein unueberwindliches Hinderniss dar. Am Abend und in der Nacht war das ja noch im Dunkeln zu vertuschen, aber am Morgen sind wir dann aus guten Gruenden ueberstruerzt um 7:15 losgefahren um ausserhalb der Stadt dringende Geschaefte zu erledigen.
Cabinda ist nicht gross und so standen wir um 9:50 bereits wieder an der suedlichen Grenzstation und erledigten ohne Probleme die Ausreise. Um 10:35 versperrte und dann der Schlagbaum von Belgisch-Kongo, aehem tschuldigung, von der Demokratischen Republik Kongo, oder ehemals Zaire, den Weg. Aber auch diese Einreise konnten wir meistern, tauschten auch hier vor den Polizisten Kongo-Francs und bekamen problemlos unser Carnet gestempelt und um sage und schreibe 11:30 waren wir schon auf freier Fahrt in Zaire. Auf brauchbaren Buschpisten gings nach Sueden bis an den Kongo-Fluss und dort entlang weiter nach Osten. In Boma kauften wir ein wenig Obst und Gemuese ein und wurden mal wieder korrekt aber langwierig von der Polizeisperre registriert. Am Abend hatten wir knapp 200 km Piste in Zaire zurueckgelegt und verschanzten uns im Unterholz fuer ein naechtliches Buschcamp. Am anderen Tag fuhren wir mal wieder im Regen zeitig los Richtung Matadi und ueberquerten dort auf einer impossanten Haengebruecke den Kongo-Fluss. An einer Felsenquelle schoepften wir zum ersten mal seit Verlassen Togos Wasser nach und von diesem herrlichen Kongowasser trinken wir noch heute.
Gleich hinter Matadi dann die naechste Grenze, die dritte in drei Tagen. Es lief einfach super! Wir waren gerade mal zwei halbe Tage in Zaire und hatten echt keinerlei Probleme, alle inklusive der Polizei waren richtig nett und erschienen irgendwie gebildeter als in den Laendern zuvor. Der kurze Eindruck den wir gewonnen hatten verbleibt als sehr positiv. Ausreise Zaire war kein Problem, der Regen hatte mittlerweile auch wieder aufgehoert und so standen wir bereits um 11:15 vor der Schranke zu unserem vorletzten Land, Angola. Jetzt stieg die Spannung bei uns nochmal aufs Hoechste. Erstens trug ein Zaire-Polizist unsere Paesse hoechstpersoenlich bis zum Schlagbaum von Angola und ueberreichte sie dort dem zustandigen Grenzpolizisten. Das waere ja nicht so schlimm, aber in diesem Pass befindet sich nun mal nicht das Angola Visum, sondern in meinem anderen mittlerweile vollen Pass. Der Kerl blaettert hin und her auf der Suche nach dem Visum, bis ich schliesslich schweren Herzens vor den Augen der Grenzer meinen zweiten Pass raushole. Eine Situation die ich zwar immer vermeiden wollte, aber was blieb mir anderes uebrig. Da wir aber einen Lauf hatten, verstand ich sowas wie: ach so Pass voll, sags doch gleich, kein Problem. Die Paesse wurden getauscht und es ging weiter zu den Einreiseformalitaeten. Und nun kam zweitens ins Spiel: unser Angola Visum. Der Beamte aeugte echt lange drauf und wir sassen wie auf Kohlen. Wie sich aber rausstellte war er extrem kurzsichtig und er hatte letztlich auch nichts zu beanstanden. Wir bekamen unseren zweiten Angola Einreisestempel in den Pass, liessen das Carnet stempeln, keine weiteren Fragen, nicht mal unsere tolle Einladung wollte jemand sehen und schon waren wir um 12:00 mittags ziemlich unkompliziert nach Angola eingereist.
Wir konnten unser Glueck und unseren Lauf kaum fassen. Wir waren auf dem direktesten Weg von Pointe Noire nach Angola eingereist, jetzt trat Plan A in Kraft: Strecke machen was das Zeug haelt. Angola ist ja nicht unbedingt das klassische Reiseland, ja ich weiss das kann man von den anderen auch nicht grad behaupten, aber Angola ist es noch am allerwenigsten. 27 Jahre Buergerkrieg haben ihre Spuren hinterlassen und erst seit 5 Jahren herrscht Frieden. Man spuert zwar eine allgegenwaertige Aufbruchstimmung und es wird kraeftig an den Strassen gebaut aber dennoch gibt es noch genug Chaos und leider auch die Mienen. Wir waren jedenfalls gewarnt und hatten jede Menge gute Vorsaetze zur Vorsicht.
Es hiess Abschied nehmen vom maechtigen Kongo-Fluss und auf schlechten Pisten kamen wir an diesem Nachmittag noch bis Tomboco. Dort kamen wir liebevoll in einer Katholischen Mission unter und wurden von den netten Patres richtig mit Bier, Caipi, Abendessen, Obst und Fruehstueck verwoehnt. Eine unglaubliche Gastfreundschaft bekamen wir dort zu spueren. Nebenbei haben wir auch eine Menge interessante Gespraeche mit ihnen gefuehrt und sie zeigten uns die unweit gelegene alte Mission der Portugiesen, in der sich die Milizen im Krieg einquartiert hatten und ringsum alles vermint haben. Die Mienen liegen dort heute noch. Das war zumindest eine gute Einfuehrung fuer unser Vorsichtsgeluebte.
Wir waren bester Dinge, erfreuten uns am schoenen Wetter, am blauen Himmel, an der Trockenheit, an der phantastischen Berglandschaft und dem zunehmenden Weitblick. Sollten wir endlich fuer die Strapazen belohnt werden und dem Regen entkommen sein? Wir konnten im Vorfeld keine Landkarte von Angola auftreiben und fuhren nach der 1:4 Mio Michelinkarte, eine recht grobe und ungefaehre Angelegenheit. Die Reisenden die wir kannten brauchten durch Angola 8 bis 10 Tage, wir waren auf das Schlimmste vorbereitet, wollten dies aber unbedingt unterschreiten. Wir muehten uns durch bis Nzeto, einem Fischerdorf am Atlantik und von dort weiter nach Sueden. Am zweiten Abend hatten wir nicht so viel Glueck und mussten auf Buschcamping ausweichen. Da war natuerlich hoechste Vorsicht geboten. Also fuhren wir eine Furt von der Hauptpiste ab, die befahren aussah und stellten uns 1 km spaeter gleich neben die Piste. In der Nacht fuhr dann auch ein Moped vorbei und am naechsten Tag ein wasserholender Radfahrer, aber alles kein Problem, in Angola sind echt alle supernett. Durch herrliche Baobablanschaft gings immer weiter nach Sueden und am dritten Tag erreichten wir bereits um 9:30 den Wahnsinn: Luanda. Scheinbar sollten wir fuer unser vieles Glueck der letzten Tage hier etwas buesen. Eigentlich wollten wir ja nur schnell durchfahren und man muss halt leider durchfahren um auf sicheren Strassen weiter zu kommen, aber. Nun, das Aber liegt im absoluten Chaos in dem Luanda versinkt. Unendliche Slumsiedlungen sind zu durchqueren mit unendlich viel Muell auf und neben den Strassen, der Gestank steigt zum Himmel und die Stadt ist eingehuellt in eine dichte Smogwolke, denn in Luanda gibt es im Gegensatz zum restlichen Angola, auch noch unendlich viele Autos. Und die stinken und qualmen und verstopfen die engen Strassen. Schritttempo waere uebertrieben gesagt, wir standen uns durch Angola. Um 11:00 ging auf unsere Hauptstrasse nix mehr voran und wir folgten einem Auto in eine Seitengasse und weiter durch ein unendliches Slumgewirre, bis wir schliesslich vor der Kirche Santo Antonio standen. Wir hatten keinen tauglichen Stadtplan, aber ne Kirche ist auf jeden Fall schon mal ein Lichtblick. Wir fragten und standen uns weiter durch, immer tiefer ins Chaos und wollten eigentlich nur kurz durchfahren.
Hinzu kam nun noch ein anderer ungluecklicher Umstand. Mich hatte gestern irgendwas in den Unterarm gestochen. Wir wissen nicht genau was es war, meinten aber es sei davon geflogen, also kein Skorpion oder Spinne oder Schlange oder sowas, sondern vermutlich eine dieser verdammten Tse-Tse-Fliegen. Dennoch ist mein Arm in der Nacht dick rot angeschwollen, juckt und brennt gleichzeitig wie verrueckt und ein roter Streifen laeuft hoch bis unter die Achseln. Das hat natuerlich schon ein wenig unsere Alarmglocken laeuten lassen. Ein roter Streifen, da dauerts sicher nimmer lang...
Bei Gelegenheit haetten wir ja eventuell eine Klinik in Luanda aufgesucht, aber hier herrscht ja nur Chaos. Ja zu Fuss haetten wir vielleicht eine gefunden, aber hinterher sicherlich nicht mehr den Toyi. Wir wollen nur noch durch, raus aus dieser furchtbaren Stadt. Es hat auch keinen Sinn den Partner unserer Einladung aufsuchen zu wollen, hier finden wir ja absolut gar nichts. Um 13:50 dann eine Erscheinung: Clinica Multiperfil Luanda. Wir parken Toyi auf geordnetem Parkplatz und melden uns in der Notfallaufnahme. Portugisisch ist mal wieder eine schwere Sprache aber man findet einen Einheimischen Arzt der Englisch spricht. Niemand weiss welches Biest mich da erwischt hat, aber ich muesse auf jeden Fall ne Cortisonspritze bekommen, fuenf Tage Antibiotika essen und noch ein paar andere Pillen schlucken. Wenns hilft dann los, also rein mit der Spritze in den Arm. Der rote Streifen sei nach Ansicht meines netten Arztes nicht von den Venen oder Arterien, sondern zeige den Verlauf des Giftes entlang der Lympfdruesen bis zu den Knoten unter der Achsel. Aaja dort ists ja auch geschwollen. Ums kurz zu machen, ich fuehlte mich gut behandelt, wir waren beruhigt, ich zaehlte meine Rechnung und wir waren nach 1,5 Stunden wieder draussen im Chaos. Uebrigens habe ich meine Behandlung durchgezogen und nach 3 Tagen wars schon fast vorbei mit dem Jucken und der Schwellung. Ich habs also mal wieder ueberlebt.
Nun wars 15:30 und das Chaos lichtete sich nach Sueden etwas. Nur einmal bekamen wir noch Probleme als unsere vermeintliche Ausfallstrasse ploetzlich vor einer Kaserne endete. Wir erhielten klaren  Befehl umzudrehen und so suchten wir uns halt weiter durch. Aufgrund meines Drogeneinflusses uebernahm Verena fuer die naechsten Tage das Steuer, und ich musste die undankbare Aufgabe des Fransens uebernehmen. Um 16:00 waren wir dann aber so gut wie draussen. 6,5 Stunden Luanda, ok davon 1,5 in der Klinik, aber dennoch, die Stadt hat uns einen dreiviertel Fahrtag gekostet. Sie ist das Schlimmste was ich je gesehen habe!
Verena donnert auf guter Strasse mit 105 km/h weiter nach Sueden und am Abend buschcampieren wir unweit der Hauptstrasse, versteckt hinter dichtem Buschwerk. Es gibt leckeren Wurstsalat und Avocadobrote.
Der naechste Tag beginnt zwar schlecht weil mal wieder mit Regen, aber die gute Strasse erlaubt wiederum rasches Vorankommen. Wir fuellen unsere Tanks nochmal mit dem billigen Diesel, das soll jetzt bis nach Windhoek reichen. So erreichen wir bereits am fruehen Nachmittag Lobito und wenig spaeter Benguela. Von dort gehts weiter auf relativ guter Piste hoch in die Berge und unsere Nachtlager ist mal wieder mitten im Busch, bereits auf 700 Meter Hoehe. Wir messen 80% Luftfeuchte und emfinden das, nach alldem was wir bisher erlebt haben, als total trocken. Am Morgen um 7:00 hat es 20 Grad Celsius und superblauen Himmel, da lacht das Reise-Herz und wir geniessen ein gemuetliches Fruehstueck und wir fahren erst um 9:00 los. Durch phantastische Berglandschaft geht es hoch auf 1800 Meter, der Himmel ist tiefblau und der Gedanke an Regen endlich mal weit weg. Die Piste befindet sich im Bau und immer wieder stossen wir auf Hinweisschilder mit der Aufschrift
„Area Ddesminada“, was wir als entmiente Gegend interpretieren. Gerade in dieser Bergregion hat der Krieg getobt und immer wieder sehen wir zerschossene Haueser, alte Panzer und kaputte Bruecken. Zum Glueck gibts jeweils gleich daneben schon eine neue und irgendwie scheints mal wieder super zu laufen. Wir donnern mit 50 – 60 km/h ueber die Piste, durch viele viele Doerfer und wie ueberall in Angola winken und jubeln uns alle zu. Das macht Spass, auch wenn die ewige Autofahrerei von frueh bis spaet nun doch schon ein wenig nervt und an unseren Nerven zehrt. Und so passierts dann schon auch mal, dass selbst wir uns wegen unwichtiger Kleinigkeiten in die Haare bekommen. An diesem, den fuenften Tag, erreichen wir nachmittags Lubango, versorgen uns dort nochmal mit Brot, Bier und Diesel. Verena hat schon seit Tagen Durchfall, ich verbiete ihr nun weiterhin die Kuechlis zu essen, die wir in Cabinda gekauft hatten (und von denen ich nicht ein einziges gegessen hatte um sie ihr nicht wegzufuttern) und die naechsten Tage wirds tatsaechlich endlich besser.
Den fuenften Abend verbringen wir abermals im Busch indem wir endlich nach Sonnenuntergang eine Moeglichkeit zur Einfahrt ins dichte Buschwerk finden. Fast unbemerkt hatten wir ab Lubango nochmals 150 km und an diesem Tag insgesamt 400 km auf Piste zurueckgelegt. Wir waren zufrieden und goennten uns ein leckeres Abendessen, wie immer ganz alleine im Busch, diesmal aber unter superklarem Sued-Sternenhimmel. In den letzten Tagen hatten wir die km und den Staub nur so gefressen und wir befanden uns heute abend ziemlich genau auf dem 16. Breitengrad, Sued wohlgemerkt. Die oestliche Laenge war uebrigens 14 Grad 10,32 Ost, falls jemand mal dort uebernachten will, wir fandens ganz romatisch in unserer kleinen Buschlichtung. Es sollte der letzte Abend in Angola werden.
Die Nacht war bitterkalt und wir waren nicht darauf vorbereitet. Wie immer schliefen wir zwar im Toyi aber die warmen Schlafsaecke waren ausserhalb vom Moskitonetz und so froren wir mit unseren duennen Laken. Am Morgen um 5:30 zeigte das Thermometer 6,0 Grad Celsius und eine Stunde spaeter trauten wir uns bei 12 Grad endlich aus dem Nest. Um 8:00 waren wir nach einem gemuetlichen Fruehstueck wieder unterwegs und heute wollten wir es wissen. Bis zur Grenze waren es noch 250 km und wir drueckten so richtig auf die Tube. Nicht weil uns Angola nicht gefallen haette, nein, nein im Gegenteil, tolle Landschaft und supernette Leute ueberall, aber wir hatten es halt nur als Durchreiseland im Programm. Wir spuerten die Chance noch heute nach Namibia einreisen zu koennen und die wiedergewonnene Zeit dort noch urlaubstechnisch investieren zu koennen. Fazit: Die Bevoelkerung Angolas ist total nett, die Landschaft ist grandios und fuer alle die es bisher nicht glauben
wollten, und dazu gehoerten auch wir: man kann in fuenf Tagen von Nord nach Sued durchfahren. Wir sind eines Mittags eingereist und sind gegen Mittag des sechsten Tages ausgereist. Dazwischen lagen 1800 km zum Teil auf ueblen Pisten und vor allem das Chaos von Luanda.
Bereits um 13:00 erreichten wir den Angolanischen Grenzort Santa Clara und kuemmerten uns um unsere Ausreise. Trotz der verwirrenden Gebaudefuehrung war alles nach einer dreiviertel Stunde erledigt und wir standen am Montag, den 8.10.2007 um 13:50 am Eisentor zu Namibia. Alles schien perfekt zu laufen. Nach meiner Erinnerung ist heute auch der erste Tag an dem unser neues Carnet, welches wir noch extra fuer die Suedafrikanische Zollunion, zu der Namibia nunmal gehoert, beantragen mussten. Ich hatte damals ein mir plausibel erscheinendes Anfangs-Gueltigkeitsdatum angegeben und meinte es sei der 8.10. gewesen. Nun kam aber der Hammer zum Vorschein als wir das Dokument tief unten rauskramten. Der 8.10. war schon richtig, aber eben gueltig bis 8.10.2008 und leider erst gueltig ab 9.10.2007. Da standen wir also mit unserem straffen Zeitplan, wir waren einen Tag zu frueh dran. Sch....egal, wir wollens trotzdem probieren, ist zwar Namibia und alles soll hier geordneter zugehen, aber ist ja dennoch Afrika. Wir gehen zur Immigration und lassen unsere Paesse stempeln, danach gehen wir zum Zoll, nicht ganz so cool wie wir nach aussen hin wirken. Der Beamte hinter der Glasscheibe nimmt den Wisch, fuellt ihn aus und gibt ihn uns zurueck. Na super, genauso hatten wir uns das vorgestellt, wir sind in Namibia!! Jetzt muessen wir noch eine Road Tax zahlen, diese soll 160 Namibia Dollar kosten. Zefix, wir haben vorhin in Santa Clara unsere restlichen Angola Kwanza in Namibia Dollar umgetauscht und das sind genau 150. Die Dame schaut uns mitleidig an und will uns gerade den Weg zur naechsten Bank erklaeren, als eine andere Dame hinter ihr meint sie wuerde uns mit den fehlenden 10 Dollar aushelfen, das ist immerhin ein ganzer Euro. Dieses Angebot nehmen wir gerne an, tja das ist doch mal ein netter erster Eindruck von einem Land!
In Namibia muessen wir die Uhr vorstellen und so ist die Bank dann schon geschlossen. Eine nette junge Frau fuehrt uns dann in Oshikango zu einem Supermarkt wo uns der Chef genug Geld fuer die naechsten Tage tauscht. Berauscht von dem Warenangebot des Supermarktes kaufen wir gleich Kaese, Brot und Bier ein, dann fahren wir weiter. Und jetzt herrscht allerhoechste Konzentration, die Strassen sind zwar super, aber in Namibia herrscht Linksverkehr! So ein Schmarrn.
Wir schmieden Plaene, also morgen ist Dienstag, Verenas Flug geht erst am Samstag, da waere doch noch Zeit fuer eine dicke Belohnung. Vor uns liegt Namibias Wildreservat Nummer 1: die Etosha Pfanne. Warum sollten wir uns das nicht gleich zum Auftakt goennen? So uebernachten wir vor dem noerdlichen Eingang zum Park und geniessen trotz der Kuehle den klaren Sternenhimmel. Am naechsten Morgen hats grad mal wieder 6,8 Grad, aber diesmal waren wir tief in den Schlafsaecken gesteckt. Wenig spaeter passieren wir das Nordtor zum Park und befinden uns staunend in einer einzigartigen Tierwelt. Als erstes laufen uns jede Menge Gazellen ueber den Weg, dann Zebras, Gnus und jede Menge Antilopen, Oryx und Kudu und noch einige andere Arten. Warzenschweine springen auch noch dazwischen und irgendwo huepfen Strausse und schliesslich dauerts gar nicht mehr lange bis wir unsere erste Giraffe erspaehen. Wir sind hellauf begeistert. Irgendwie so hatten wir uns das immer
vorgestellt. Mit unserem Giraffen-Toyi durch die Giraffenherden duesen, jetzt wars endlich soweit. Immer mehr Giraffen tauchen auf, Verena entdeckt Loewenspuren und ueberall liegt Elefantenmist rum, den kennen wir ja mittlerweile zu Genuege. Wir hangeln uns von Wasserloch zu Wasserloch und bestaunen die verschiedenen Tiere die es hier in grosser Anzahl gibt. Ja das ist halt schon ein Unterschied zu Nord- / West- oder Zentralafrika, dass dort fast alles ausgewildert ist. Aber wer kanns den Menschen dort verdenken.
An einem anderen Wasserloch gibts dann Elefanten und so vergessen wir irgendwie die Zeit. Da wir es heute nicht mehr aus dem Park schaffen, beschliessen wir im Halali Camp mitten im Park zu uebernachten, sichern uns dort am spaeten Nachmittag einen Stellplatz und fahren danach nochmal los. Uns fehlen noch Nashorn und Loewe, also nehmen wir den sogennanten Rhino Drive, dort muss es sie geben. Um 17:45 hatten wir dann unser ultimatives Elefantenerlebnis. Wir beide alleine mit Toyi auf dem Rhino Drive, weit und breit kein Tier zu sehen als ploetzlich links der Piste 5 Elefanten stehen. Wir halten sofort an und koennen uns kaum satt sehen an den irre grossen Tieren. Da steht er also der Savannenelefant, in voller Groesse unweit von uns. Ein Jungtier und die Mutter ueberqueren vor uns die Piste. Jetzt koennen wir nicht mehr losfahren weil sonst der Bulle ausflippt. Wir warten ein paar unendliche Minuten und ploetzlich kommt der Bulle auf uns zu. Verena unsere Chauffeurin will den Motor starten aber ich finde das keine gute Idee. Er baeumt sich vor uns auf, 10 Meter vor uns oder weniger, er schmeisst mir Sand in Richtung Toyi und bruellt uns an. Der war der Scheinangriff, der naechste ist dann echt. Er faengt an die Baume umzuhauen um zu zeigen was er mit uns vor hat. Jetzt geht uns ganz ehrlich so richtig die Duese. Verena startet den Motor und waehrend das Biest neben uns den Baum kurz und klein haut zischen wir in voller Drehzahl los und an ihm vorbei, weiter, weiter, bloss weg hier. Das war knapp, uns ist die Angst ins Gesicht geschrieben. Nun aber schnell nach Hause, um 10 vor 7 schliesst das Tor von Halali. Aber was ist dort an diesem Wasserloch? Meine Guete dort trinkt genuesslich in der Abendsonne ein Nashorn. Jetzt sind wir wieder restlos begeistert und machen noch ein paar schnelle Fotos von dem Urviech. Dann gehts grad noch rechtzeitig zurueck nach Halali. Verena springt als allererstes in den Pool, um sich den Angstschweiss abzuwaschen, wie sie sagt.
Nach einem leckeren Abendessen ziehen wir in der Dunkelheit nochmal zu Fuss los. Im Camp gibt es einen Fussweg bis zu einem Aussichtspunkt auf ein Wasserloch, welches in der Nacht beleuchtet ist. Zwischen Wasserloch und Aussichtspunkt befindet sich ein Zaun so dass man sich absolut sicher fuehlen kann. Dort angekommen trinken gerade zwei Elefanten, ein toller Anblick. Als die Fanten verschwinden treten zwei Nashoerner auf die Buehne und bleiben lange. Schliesslich werden sie von den Hyaenen abgeloest. Laenger halten wir leider nicht mehr durch und verkriechen uns schliesslich im Toyi.
Weil es uns gar so gut gefallen hat, wollen wir auch noch am naechsten Vormittag im Park bleiben und vor allem versuchen Loewen zu sehen. So cruisen wir nochmal 150km von Wasserloch zu Wasserloch, sehen alle moeglichen Tiere, vor allem auch viele von unseren geliebten Giraffen, aber am Ende doch keine Loewen. Macht aber auch nichts, man braucht ja noch Steigerungspotential. Die Nacht verbrachten wir geruhsam auf einer Farm an der Strasse Richtung Windhoek und am naechsten Tag, den 44. seit ich von Deutschland losgeflogen bin, erreichen wir das vorlaufige Ziel unserer Etappe, zunaechst Windhoek und anschliessend die Farm des Bruders unseres langjaehrigen Elisabethstrasse-Nachbarn Lallas. In Windhoek haben wir schnell noch Verenas Rueckflug, bereits von Deutschland aus gebucht hatten, fuer Samstag 13.10. rueckbestaetigt und mir einen von zwei freien Sitzplaetzen fuer die Maschine am 20.10. nach Muenchen gesichert.
Auf der Farm, 50 km ausserhalb Windhoeks, auf 1800 Meter Hoehe, werden wir bei Anke und Helmut herzlich aufgenommen und gut versorgt. Beide sind in Namibia geboren und ihre Grosselten sind Anfang des 20. Jahrhunderts nach Deutsch-Suedwest-Afrika ausgeandert. Zum Fruehstueck gabs uebrigens Antilopen Rauchfleisch und Zebra-Salami, ausgesprochen lecker sage ich euch.
Als erstes waschen wir den Toyi und ihr werdets nicht glauben was mitsamt dem Schlamm unten vom Toyi herausgespuelt wurde. Genau, eine lebendige kleine Schlange. Da lag sie nun und zuengelt uns genuesslich an und ich hatte vorher schoen alle Falze der Radkaesten mit den Fingern ausgeschabt. Laut Anke und Helmut handelt es sich aber um eine ungefaehrliche Eierschlange. Nix passiert jedenfalls, aber halt wieder mal ne Schlange.
Freitag waren wir damit beschaeftigt Ordnung ins Chaos zu bringen und Verenas Gepaeck zu packen. Am Abend haben uns Anke und Helmut mit auf einem Aussichtspunkt genommen, dort haben wir uns bei Bier und Gin-Tonic die grandiose Landschaft und den stimmungsvollen Sonnenuntergang angeschaut. Ein phantastischer Grillabend mit T-Bone-Steaks von der Oryx-Antilope schloss diesen tollen Tag und unseren vorlauefig letzten gemeinsamen Abend in Afrika ab. Am Samstag morgen sind wir dann um 6 Uhr aufgestanden und ich habe Verena zum Flughafen gefahren. Dann hiess es Abschied nehmen, zumindest fuer eine Woche. Wir dankten uns beide fuer diese tolle Zeit die wir miteinander erleben durften. Auf dem Toyi Dach stehend winkte ich dem LTU-Flieger hinterher, in 10 Stunden wird Verena in Muenchen landen.
Ich kuemmere mich derweil um Toyi und die Ausruestung, habe eine grosse Liste die abgearbeitet werden soll, so dass wir beim naechsten Mal wenn wir wieder hierher kommen, zuegig starten koennen. Ja der Toyi wird auf jeden Fall hier auf der Farm bleiben, diesmal geniesst er den Luxus von trockener Savannenluft und ausserdem bekommt er einen Platz in einer Lagerhalle. Fortsetzung der Reise ist also nicht ausgeschlossen. Ich werde am kommenden Samstag, nach 8 Wochen in Afrika, zurueck nach Muenchen fliegen.

Dazwischen sind wir in knapp 6 Wochen von Lome in Togo bis nach Windhoek in Namibia gefahren und das zur vielleicht unguenstigsten Jahreszeit, in der es viel zu viel Regen gibt, aber das haben wir ja gewusst. Und dennoch moechte ich fast kein Erlebnis missen und finde gerade die Farben der Regenzeit unglaublich reizvoll. Schon seit Tagen vermisse ich ploetzlich unsere kuschligen Nachtlager, kauernd unter unserem Regendach sitzend und wohlwissend, dass wir im Toyi absolut trocken schlafen werden. Das hat irgendwie ein schoenes geborgenes Gefuehl gegeben. Wir haben die ganze Reise lang niemals oben auf unserem Toyi Dach geschlafen, sondern immer im Auto. Das war auf allen anderen Reisen voellig unvorstellbar, aber diesmal wars entweder zu nass, zu gefaehrlich und spaeter zu kalt. Wir haben leider auch keinerlei andere Reisegefaehrten getroffen mit denen wir uns haetten austauschen, oder streckenweise zusammenfahren koennen oder manchmal einfach etwas Leid
teilen. Es war kein Urlaub in dem Sinne, sondern eine Expedition unter schwierigen Umstaenden. Auch wenns oft muehsig bis aussichtslos war und wir uns sicher waren, dass wir den groessten Schmarrn auf Erden angezettelt hatten, waren wir immer entschlossen es bis zum Erreichen des gesteckten Ziels durchzuziehen und jetzt wo es fast vorbei ist, erinnern wir uns nur noch an eines: Es war einfach wunderbar und bleibt fuer immer einzigartig.

Sonnige Gruesse aus Namibia,

Gerd und Verena

Kommentare

Liebe Freunde des abenteuerlichen Reisens,

lange hat man nichts von uns gehoert, aber es gibt uns tatsaechlich noch. Wir sind in Pointe Noire im Kongo
und uns geht’s prima. Aber alles der Reihe nach.

Togo ist so weit weg dass ich mich schon fast nicht mehr daran erinnern kann. Ich kam jedenfalls gut dort an und habe den Toyi in guter Verfassung vor gefunden. Wie immer war er bei Alice bestens aufgehoben.  So habe ich mich in die Vorbereitungen gestuerzt und ihn zum Laufen gebracht auch wenn ich letztlich schrittweise alle Batterien ersetzen musste. Am Samstag nach meiner Ankunft kam dann endlich Verena in Lome an und wir
konnten mit vereinten Kraeften weiter machen.

Unsere Abfahrt verzoegerte sich zunaechst ein wenig, teils weil wir einfach nicht loskamen und das weil es bei der guten Alice immer so schoen ist und weil das Wetter nicht gerade optimal war. Es hat jeden Tag geregnet, nicht gerade die besten Voraussetzungen fuer unser Vorhaben.

Am Mittwoch den 5.September fuhren mittags wir bei stroemenden Regen in Lome los und erreichten bis zum
Abend Cotonou, die Hauptstadt von Benin. Auch die naechsten Tage begleitete uns der Regen. So fuhren wir in Benin nach Norden und reisten ueber Nikki nach Nigeria ein, ein erste harte Nuss die geknackt werden musste. Aber ums vorweg zu nehmen. Nigeria hat uns keine echten Probleme bereitet, sondern hat uns im Gegenteil richtig gut gefallen. Die Bevoelkerung ist richtig nett, hoeflich, immer hilfbereit und eigentlich nie aufdringlich. Wir wollten anfangs nur schnell durch, sind letztendlich auch nur 6 Tage geblieben, aber verspuerten grosse Lust dort mehr zu entdecken. Am Samstag Nacht erreichten wir nach einer abenteurlichen anstrengenden und eigentlich unverantwortlichen Nachtfahrt Abuja, die kuenstliche Hauptstadt Nigerias. Aber es ist uns nichts passiert und es ging alles gut und einige von euch werden bald die ganze Geschichte dazu erzaehlt bekommen. Mittlerweile hatten wir unsere Route gaendert und wollten nicht mehr ueber den Norden Nigerias nach Kamerun fahren weil wir befuerchteten dass die Pisten in Kamerun vom ausserten Norden bis in den Sueden sehr schwierig sein wuerden. So bewegten wir uns hinter Abuja nach Sueden um bei beruehmt beruechtigte Ekok-Mamfe Piste nach Kamerun zu fahren. Wir entschieden uns trotz aller Warnungen fuer diese Strecke weil sie einfach die kuerzeste war und irgendwie muessen wir da halt durch kommen. Auf dem Weg dahin besuchten wir
dann noch in Nigeria die Afi Mountain Drill Ranch, einen Nationalpark mit Schimpansen und eben Drill-Affen. Wir spazierten ueber Haengebruecken hoch in den Urwaldriesen und machen eine ausfuehrliche Regenwaldwanderung, ohne dabei Gorillas zu Gesicht zu bekommen, aber es war dennoch phantastich und einmalig beeindruckend.  Am Ende unseres Nigeria Aufenthalts uebernachteten wir noch direkt an der Grenzstation, in einem kleinen Dorf mitten am Strassenrand und es war super. Tja und das alles in Nigeria, dem Land wo wir eigenlich nur
schnell durch fahren wollten. Aber ich sags hier nochmal, uns hats dort super gefallen.

Dann kam Kamerun mit all seinen Leiden und Tuecken. Die Ekok-Mamfe Piste entpuppte sich als echte Katastrophe, zumindest um diese Jahreszeit, also zur Regenzeit. Wir hatten zwar zunaechst Glueck dass es tatsaechlich seit 2 Tagen nicht geregnet hatte, aber bereits am ersten Tag auf der Piste fings am
Nachmittag an wie aus Eimern zu giessen und die Piste wurde zu Schmierseife. Das eigenlich schlimme waren aber die riesigen Schlammloecher, die sich sich alle paar km wiederholten. Schlammloecher so gross wie ein Haus und so tief wie eine Tiefgarage, voll mit Wasser und Schlamm. Und da musste der Toyi durch, irgendwie.
Das alles war schon schlimm genug, doch zu allem kam dann noch das groesste Uebel, naemlich jugendliche Gangs die sich um die groessten Schlammloecher versammeln und die uebelsten Stellen dann auch noch
Baumstaemmen blockieren und dich nur gegen erhebliche Geldforderungen durch lassen. Moderne Strassenraeuberei sozusagen, richtig ekelhaft und fuer uns auesserst nervenaufreibend und stressig. Im groessten Uebel, total verdreckt und verschlamme, dann auch noch mit Halbstarken ueber total ueberwucherte Wegezoelle verhandeln zu muessen. Das war die eigenliche Hoelle an der Strecke! Am ersten Tag haben wir die Haelfte von den 70 km geschafft und waren am Abend total fertig als wir unser Lager freundlicherweise in einem kleinen Dorf an der Scheisspiste aufschlagen durften, im Regen versteht sich.
Am naechsten Tag gings genauso weiter. Ich zieh als Fahrer alle Register die der Toyi bietet, Sperren, Untersetzung, extreme Schraglagen, extrem enge Passagen und Verena die durch jedes Loch waten musste um die Tiefe und die besten Passagen zu erkunden und schliesslich auch noch den Toyi durchschieben musste. Der
unvollstellbare Wahnsinn einfach! Aber wir haben es geschafft und erreichten am 2. Tag Mamfe, die vermeintliche Rettung. Unser geliebter Toyi hat aber seither eine neue Form, alle Seiten sind komplett eingedellt, da haben wir schon ein paar Traenen weinen muessen. Aber egal, wir kamen durch und er fuhr noch und wir waren ok, was will man mehr? Wir wollten jedenfalls nur noch irgendwie raus aus Mamfe aber das war die naechste Ueberraschung. Ok nach Bamenda und zur wunderschoenen Ringroad durch Kameruns Berge wollten wir eh schon lange nicht mehr, weil die Pisten dahin als unpassierbar galten, aber wir wollten sicher aus Mamfe raus, ohne den Toyi gar voellig zu ruinieren, ohne hoffentlich nochmal so eine Schlammschlacht schlagen zu muessen. Da hatten wir endlich auch mal Glueck und haben einen deutschen Entwicklungshelfer getroffen, der uns die entscheidenden Tipps gegeben hat und so fanden wir am naechsten Tag, nach einem netten Abend mit einigen Bieren, nun mit neuem Mut und Energie einen Weg hinab in den Sueden, direkt auf den 4095m hohen Mount Kamerun zu.

Auch dort mussten wir unsere Plaene aufgeben diesen Berg zu besteigen, weil der taegliche Regen alles zu
nichte machte. Am Fusse des Berges regnet es naemlich 11000mm jaehrlich und das der weltweit zweithoechste Wert. Als wir dort waren hat es jedenfalls nur geregnet und wir haben den Gipfel des Berges eigenlich nie gesehen weil er immer in dichte Wolken gehuellt war. Auch das Baden im Meer bei Limbe machte bei Regen nicht wirklich Spass.

Von Limbe gings ueber Douala nach Yaounde, der Hauptstadt Kameruns. Dort erwartete uns ein Visamarathon. Wir beantragten Visa fuer Kongo, der Demokratischen Rep. Kongo (ex Zaire) und unserem nachsten Ziel Gabon. Nach 3 Tagen hatten wir die 3 Visa in den Paessen und los gings mit grosser Hoffnung auf besseres Wetter nach Sueden. In Kamerun waren wir 9 Tage und hatten ausser Regen nur Probleme. Probleme mit den Leuten, mit
der Polizei, mit der ueberall gegenwaertigen Korruption, vor allem mit dem ersten Eindruck den wir vom Land gewonnen hatten und der schlecht war. Fazit: Kamerun, nein Danke, so schnell nicht wieder!

Dann waren wir in Gabun, Einreise unproblematisch wie eigentlich alle Grenzuebergange vorher auch. Wir
naeherten uns dem Aequator und ueberquerten diesen beide zum ersten mal in unserem Leben ueberhaupt und das im eigenen Auto. Das GPS sagte uns genau wanns so weit war, wir beide voellig alleine im Urwald und nichts deutete sonst darauf hin. Lustig ums Auto laufend machten wir eine Fotosession mit Selbstausloeser und tauften die Aktion am Abend mit einer warmen Flasche Sekt, es war der 21.9., also Herbstanfang und am Mittag stand die Sonne senkrecht. Wir hatten uns eine tolle Piste ausgesucht, klein schnucklig durch den Urwald Gabuns. 74% von Gabon ist immer noch echter Regenwald und wir cruisten irgendwie mittendurch. Uebernachteten merhmal alleine irgendwo im dichten Urwald und fuehlten uns praechtig. Klaro gabs jede Menge Stoerenfriede, tagsueber winzig kleine Fliegen die einem das Leben zur Hoelle machten und die Haut zum Streuselkuchen verwandeln und nachts die Moskitos, unendlich vielen, Bueffel und Antilopen und dann gings wieder durch dichten Wald weiter Richtung Sueden.

In Lambarene besuchten wir das Albert Schweitzer Hospital und waren total beeindruckt vom Leben und Werk
dieses grossartigen Menschen. Dann entschieden wir uns raus an die Kueste zu fahren und erreichten am 26. Sept Mayumba. Von dort gibt’s nur eine einzige Moeglichkeit um in den Kongo zu kommen. Und dabei hatten wir uns wohl ein wenig verschaetzt. Auf der Karte sah es aus als koennte man gemuetlich am Strand entlang usw. aber in der Praxis war es eine 2 taegige Urwalddurchquerung mit allen Klassikern. Wir befanden uns auf einer voellig unbefahrenen Urwaldpiste, gerademal so breit wie ein Bierkasten und da mussten wir ueber die naechsten 100
km den Toyi und vor allem auch uns durchquaelen. In boeser Vorahnung kauften wir Macheten und arbeiteten uns mit diesen Stueck vor Stueck voran. Die gruene Hoelle, diesmal war es nicht der Schlamm oder die Raueber, sondern der dichte alles ueberuwuchernde Dschungel. Alle paar 100m hatten die Elefanten Baeume umgeschmissen die wir wegraeumen mussten. Dies ging meisten gut, dauerte aber lange und war vor allem kraefteraubend. Ein grosses Schlammloch, voll mit Elefantenscheisse konnten wir meistens indem wir uns eine Furt aus Holz gebaut haben. Eine morsche Bruecke war aber dann unser vorlauefiges Ende weil wir von den Planken abgerutscht sind, der Toyi unten aufsass und die Raeder in der Luft hingen. Meine Guete, das sah
echt aussichtslos aus. Jetzt hiess es Nerven behalten und ran an die Arbeit. 3 Stunden harte Arbeit spaeter hatten wir es mit unseren 2 Wagenhebern und allen verfuegbaren Baumresten geschafft den Toyi
rueckwaerts raus zu bekommen. Jetzt mussten wir nur noch schnell einen neue Bruecke bauen bevor es weiter gehen konnte. Das was war um 18:30 geschafft und unter lautem Jubel und mit Freudentraenen in den
Augen fuhren wir ueber UNSERE Bruecke. Der naechste Feind war die Dunkelheit, uns drohte eine weitere Nacht um Urwald, diesmal so dicht dass wir schon seit langem keinen Himmel mehr gesehen haben. Ja und
geregnet hats natuerlich auch so wie jeden Tag zuvor sowieso. Der Regen ist genaugenommen unsere groesste Plage....  Zunaechst versuchten die die Dunkelheit zu ignorieren und fuhren und holzten uns mit Fernlicht weiter durch den Wald, immer laute hupend um die Elefanten zu verscheuchen. Unbeschreiblich wie man sich dabei fuehlt.
Nach weitern 2 Stunden waren wir fertig, total fertig und tropfnasss. Anhalten, Bett mit Moskitonetz in den Toyi bauen, Sorgen aussschalten, Ehefrau beruhigen, weil sie voellig durch den Wind war weil sie am heutigen Tag ne schwarze Mamba und einen Leoparden vor dem Toyi gesehen hatte, auch ja und schwarze Skoprpione bei
Brueckenbauen.  Wir versuchen zu schlafen. Die Nacht war ruhig und am naechsten Tag kaempften wir ab 7 Uhr weiter. Millionen von Bremsen machten uns den ohnehin schrecklichen Kampf zum absoluten Krampf.
Aber irgendwie haben wir es wieder mal geschafft und verliessen auf gruenen Grenzen am 26.9. Gabon, nach 9 wunderschoenen Tagen in einem tollen Land. Die Ausreiseformalitaeten hatten wir schon ein paar Tage
zuvor in Mayumba erledigt und so reisten wir voellig unbemerkt in den Kongo ein. Nach zig km bekamen wir dann auch den offiziellen Einreisestempel in den Pass und waren also amtlich im Kongo. Durch wilde Kongo Urwaldpisten kaempften wir uns bis Pointe Noire durch und kamen gestern Nachmittag um 14 Uhr am Yacht Club an. Und jetzt kommt der Hammer, der totale Wahnsinns-Zufall: zur gleichen Zeit stoppt dort ein Taxi und die einzigen 2 Menschen, die wir in Pointe Noire kennen steigen aus! Christelle und Heiko, die wir von unserem Togo
Aufenthalt 2006 kennen und die wir ohnehin hier besuchen wollten. Das war ne freudige Ueberraschung! Und eine 1 Stunde spaeter waren wir mit den beiden auf einem Motorboot und rasten durch die Bucht von Pointe Noire und Verena tobte gar wie die anderen auf Wasserskiern bzw einem Board dem Boot hinterher. Unglaublich und unbegreiflich!

Gut, nun sind wir also hier im Kongo, haben viel erlebt und haben noch einiges vor uns. Es war um einiges
haerter als wir dachten, vor allem wegen dem (Un-)Wetter, der unbarmherzigen Natur und wegen den Menschen. Jetzt kommt der Endspurt. Am Montag werden wir Richtung Cabinda duesen und hoffen dass sie uns rein lassen, weil wir sonst ein echtes Zeitproblem bekommen, indem wir einen Riesenumweg ueber Brazzaville und Kinshasa fahren muessten. Hoffen wir das beste! Also Cabinda, dann Zaire und weiter nach Angola und wenn das alles klappt erreichen wir hoffentlich Mitte Oktober unser Ziel Windhoek in Namibia.

Danke an Christelle und Heiko, dass sie uns die Moeglichkeit gegeben haben ihr schnelles Internet zu nutzen
und die Geduld aufgebracht haben meine lange Schreiberei abzuwarten bis wir endlich das naechste Ngok (Kongo Bier) trinken koennen....

Liebe Gruesse aus dem Kongo,

Eure Tarzan und Jane, alias Gerd und Verena

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Liebe Freunde des abenteuerlichen Reisens,

nun gehts also los.
Gerd fliegt morgen frueh nach Togo zu unserem Toyi, um ihn schon mal fit für die grosse Reise zu machen. Verena kommt am Samstag nach und wenige Tage spaeter wollen wir dann bereits Richtung Aequator
losduesen. Die geplante Route setzt voraus, dass wir uns irgendwie von West-Afrika bis ins Suedliche Afrika durchschlagen werden, also von Togo nach Benin, Nigeria, Kamerun, Gabun, Kongo, Cabinda, Demokr.
Republik Kongo (Ex Zaire) und Angola bis nach Namibia. Eine Skizze der ungefaehren Reiseroute befindet sich am Anhang. Unser Rueckflug soll Mitte Oktober von Windhuk aus sein, wo wir unseren Toyi hoffentlich
sicher abstellen koennen.
Erlebnisberichte von unterwegs werden folgen, hoffen wir das Beste!

Liebe Gruesse an Euch alle,

Verena und Gerd

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