Langzeitparken in Afrika
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Wie man einen Dieselmotor nach dem Ertrinken rettet
Aus aktuellem Anlaß gibt es hier die Liste der Dinge die beachtet bzw. abgearbeitet werden müssen nachdem ein Fahrzeug mit Dieselmotor für längere Zeit unter Wasser geparkt wurde, und zwar in dieser Reihenfolge. Mein ganz besonderer Dank geht dabei an Hatsch für seine tatkräftige Unterstützung und für die gemeinsame Erstellung dieser Liste.
WHAT TO DO nach Auto unter Wasser:
1. Motor unbedingt noch vor dem Untergehen ausmachen und nicht mehr starten.
2. Fahrzeug bergen. Hier sind Nerven, Energie, Kraftaufwand, viele helfende Hände, Kreativität und einiges an Glück gefragt. Das kann je nach Umstand viele Stunden dauern. Allerdings gilt immer: Je eher, desto besser; vor allem nicht vor Dunkelheit, Schlammbrühe, Nervenzusammenbruch, Krokodilen usw abschrecken lassen!
Meiner ging um 16:30 unter und war um 0:30 aus dem Gröbsten raus. Dazwischen lagen 8 Stunden harte Arbeit, viel Bangen, Pleiten, Pech und Pannen. Nur so vorab zur Info: Ein ausgewachsener Traktor konnte den Land Cruiser nicht raus ziehen, die großen Traktorreifen drehten schlichtweg durch ohne daß sich Toyi auch nur 1mm bewegt hätte. Es bedurfte schliesslich 3 Ketten-Flaschenzüge in geschickter Anordnung und unzählige Iterationen, den Traktor wohlgemerkt MIT Hänger (damit er nicht überschlägt), viele Rangieraktionen, einen zerschnittenen 14-Tonnen Bergegurt, einen Pickup mit eingegrabener Achse zum Sichern, jede Menge Ketten, das Umschaufeln von 1 Kubikmeter Ufer-Böschung, viele schlechte aber auch ein paar richtig gute Ideen, ein paar Ginflaschen und gefühlte 20 Mann die mit blanken Händen schuften und nicht eher aufgeben bis der Karren aus dem Dreck gezogen ist.
Es ist auch empfehlenswert, daß mindestens einer der Betroffenen einen kühlen Kopf behält, sofort ein Zelt aufbaut um alles Nötige und Wertvolle was aus dem Fahrzeug gerettet wurde darin verstaut, bevor im zunehmenden Chaos der natürliche Schwund einsetzt. Vielleicht aber auch mit dem Weitblick, daß man ohnehin an genau dieser Stelle die Nacht verbringen wird ... das war der Hatsch. Er stand beim Untergang mit all seinem Habundgut auf dem Eisenfloß und wenig später bis zum Hals im Wasser; tropfnaß, Handy, Spiegelreflexkamera hinüber und er? Die Ruhe selbst!
3. Nach dem Bergen keinesfalls sofort den Motor starten!
4. Luftfilterkasten öffnen und nachschauen ob Wasser im Luftfilter ist/war. Luftfilter trockenlegen. Papierfilter gehen im Allgemeinen durch Wasser kaputt. Wenn trockenes Element vorhanden, Luftfilter ersetzen. Falls nicht, nasses Filterelement trocknen und wieder verwenden. Es erscheint ratsam die Ersatzteile und speziell die Filterelemente in Plastiktüten verpackt aufzubewahren.
5. Motorölstand kontrollieren. Bei mir war der Stand ca. 5-6 cm zu hoch. Das legt den Verdacht auf Wasser im Öl nahe.
6. Gefäß unter die Ölwanne platzieren. Motoröl-Ablaßschraube ganz öffnen. Falls Wasser im Motoröl ist, kommt das zuerst raus weil Wasser schwerer als Öl ist. Bei mir kam recht viel Wasser. Wasser ablassen bis sichtbar nur noch Motoröl kommt, dann wieder verschliessen.
7. Falls genug neues Motoröl vorhanden ist, am besten das Öl sofort wechseln. Für den Toyota 1HZ Motor braucht man mindestens 9 Liter Motoröl, besser man hat 10 Liter zur Hand. Ölfilter ebenfalls wechseln, falls vorhanden, andernfalls weiter verwenden. Ich habe Öl und Filter gewechselt. Das alte Öl wurde mittels Ortlieb Faltwanne aufgefangen und anschliessend verschenkt. Der neue Filter war zum Glück trocken weil in Plastiktüte eingepackt.
8. Alle Glühkerzen ausbauen. Das sind beim Toyota 1HZ Motor sechs Stück und es geht ganz einfach. Eine lange 12er Nuß dabei zu haben ist von Vorteil.
9. Die Glühkerzen-Öffnungen im Motorblock verbleiben zunächst offen. Dann Motor mit Anlasser drehen so daß das Wasser aus den Glühkerzen-Öffnungen spritzt (Achtung auf die Augen). Das setzt natürlich voraus, daß die Starter-Batterien noch funzen. Obwohl meine stinknormalen Säure-Batterien einige Stunden unter Wasser waren, haben sie keinen Schaden davon getragen. Motor so lange orgeln bis kein Wasser mehr kommt sondern nur noch Diesel. Wir hatten einen einheimischen Spezialisten aus Mapai zu Hilfe der das echt abgeschmeckt hat!
10. Glühkerzen wieder einbauen.
11. Motor starten. Dabei wird es für gewöhnlich eine Riesen-Wasserfontäne aus den Auspuff hauen, es sollte also niemand direkt dahinter stehen. Motor mindestens so lange laufen lassen bis der Auspuff trocken erscheint. Erste Glücksgefühle stellen sich ein, dauern aber leider in der Praxis nicht lange.
12. Motor für einige Minuten weiter laufen lassen und beobachten ob aus dem Auspuff evtl. weißer Rauch austritt. Wenn das wie bei mir der Fall ist, dann befindet sich (zu viel) Wasser im Dieseltank. Bei mir war es so viel, daß der Motor keine Kraft entwickeln konnte; es wäre auch nicht möglich gewesen damit weiter zu fahren. Anmerkung: nicht fahren bevor nicht die Getriebe untersucht wurden (siehe unten). Also Motor wieder abstellen.
13. Dieseltank über Ablaßschraube entleeren. Das erfordert je nach vorhandener Füllmenge entsprechend grosse Gefäße, aber vor allem auch den 4-Kant-Ansatz einer 3/8-Zoll Ratsche (10mm Vierkant) ! In meinem Fall waren ca. 30 Liter Diesel abzulassen. Beim Ablassen kann man das Wasser im Diesel sehen, das hilft aber auch weiter nix. Den alten Diesel lieben die Einheimischen Helfer, da hat man wie bei allen anderen Dingen keine Entsorgungsprobleme.
14. Neuen wasserfreien Diesel, woher auch immer, einfüllen. In meinem Fall schleppte einer von irgendwo 20 Liter herbei. Wie sich später rausstellte hätten wir eigentlich genug frischen Diesel an Bord gehabt. Der Zusatztank war randvoll mit Diesel und tatsächlich nicht mit Wasser kontaminiert. Ich konnte aber erstmal nichts davon in den Haupttank umpumpen weil die Dieselpumpe nicht mehr funktionierte (Sicherung defekt, Kontakte verschmottert, siehe weiter unten).
15. Dieselfilter ausbauen und reinigen oder falls vorhanden durch neues Element ersetzen. Nach dem Wiedereinbau Dieselsystem mit Handpumpe entlüften. In meinem Land Cruiser sind zwei Dieselfilter hintereinander verbaut. Ich hatte nur den Zusatzfilter in trocken dabei, nicht jedoch den nominalen Dieselfilter. Letzteren haben wir dann so gut es ging gereinigt und wieder eingebaut. Die im Armaturenbrett leuchtende Anzeige FILTER erlosch aber in der Folge nicht mehr, auch nicht nachdem ich mehrmals an der Unterseite Wasser abgelassen hatte. Egal.
16. Motor zum zweiten mal starten. Laufen lassen und auf ruhigen/unruhigen Lauf achten. Das Glücksgefühl kommt zurück.
17. Es befindet sich sehr wahrscheinlich noch Wasser im Einspritzsystem. Um das rauszubekommen, öffnet man die Überwurfmuttern der Einspritzleitugen (mit einem 14er Gabelschlüssel) dort wo sie in den Motorblock reingehen um ca. 1/4 Umdrehung, aber immer nur eine Leitung nach der anderen. Wenn geöffnet, spritzt unter Hochdruck Diesel/Wasser heraus und der entsprechende Zylinder läuft hörbar nicht rund. So lange geöffnet lassen bis nur noch reiner Diesel spritzt (am besten abschmecken), dann Überwurfmutter wieder festziehen. Alle Zylinder nacheinander mindestens einmal wie beschrieben behandeln, die Reihenfolge ist dabei egal.
18. Motor für mindestens 10 Minuten laufen lassen und auf Rauchentwicklung am Auspuff achten. In meinem Fall gab es nichts mehr Auffälliges und der Motor lief wieder wie 'ne Eins! Zum Glücksgefühl kommt jetzt auch noch eine gewisse Zuversicht, dass doch noch nicht alles verloren ist.
19. Wenn in den 10 Minuten keine ungewöhnliche Rauchentwicklung vorhanden ist, die Gasannahme und der Sound normal erscheinen usw., dann sind die Motorarbeiten abgeschlossen und der Patient ist teilweise wiederbelebt. Je nach Batteriezustand, Motor stoppen oder laufen lassen, jedoch noch nicht losfahren.
20. Alle Getriebe müssen auf Wasser untersucht werden! Dazu müssen die Ablaßschrauben der vier Getriebe geöffnet werden (Schaltgetriebe, Zwischengetriebe, vorderes Differential, hinteres Differential), vorher jeweils geeignetes Gefäß unterstellen. Falls Wasser im Getriebe ist, wird zuerst Wasser kommen. Wasser ablassen bis sichtbar nur noch Getriebeöl kommt, dann schnell verschließen. Bei mir waren in jedem Getriebe jeweils einige Zentimeter hoch Wasser drin.
21. Getriebe bis Nominalstand mit frischem Getriebeöl auffüllen. Da ist es gut wenn man ein paar Liter dabei hat. Bei der nächsten Gelegenheit alle Öle der vier Getriebe wechseln. In meinem Fall bin ich noch knapp 1000 km mit den alten Getriebeölen gefahren und habe dann alle gewechselt. Dazu braucht man dann ca. 12 Liter Getriebeöl mit der richtigen Viskosität. Ein bekannter LC Spezialist hat mir mal empfohlen in allen Getrieben vollsynthetisches SAE 75W-90 API GL-4 zu verwenden.
22. Bei der nächsten Gelegenheit am besten auch Bremsflüssigkeit und Kupplungsflüssigkeit wechseln und beide Systeme entlüften. Ca. 1,5 - 2 Liter sind dazu ausreichend.
23. Fahrzeuginnenraum und Ausrüstung trocknen, wie auch immer.
Soweit die Mechanik, jetzt kommt noch die Elektrik (in wahlloser Reihenfolge):
- Alle Sicherungen checken und ggf. ersetzen. In meinem Fall waren einige defekt.
- Alle zugänglichen elektrischen Kontakte reinigen und pflegen. Sicherungskasten ausbauen!
- Alle Licher ausbauen und trocken legen.
- Allgemeine Funktionstests durchführen: Lichter, Blinker, Wischer usw.
- Alle Relais testen. In meinem Falle waren Starter-Relais und Glüh-Relais ok. Jedoch waren Haupt-Scheinwerfer-, Fernlicht- und das Heizung/Lüftung-Relais defekt, während die Blinker- und die hinteren Lichter noch ok waren.
- Falls Instrumentenanzeige beschlagen ist, diese ausbauen, zerlegen und trocknen.
- Von allen Batterien die Flüssigkeitsstände checken. In meinem Fall waren alle ok.
- Funktion der Lichtmaschine testen. Sollte bei laufendem Motor ca. 28 Volt liefern.
- 24V/12V Spannungswandler testen.
- Elektrischen Luftkompressor testen (Sicherung war defekt).
- Dieselpumpe testen (Sicherung war defekt).
- Und was man noch so alles an Elektrik hat usw.