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2002: Tamanrasset - Algerien
31.08.2002 16:31

Tamanrasset, Algerien, Samstag 31.August 2002

Liebe Freunde,

nun kaempfe ich wieder mit schlechter Netzverbingung und fremdartiger
Tastatur die alle Buchstaben vertauscht, aber mal sehen was ich hinbekomme.
Jawohl wir sind in Tamanrasset in Suedalgerien und uns gehts gut, das ist
schon mal das Wichtigste und damit koennte ich auch schon wieder aufhoeren.
Aber dann wuerden alle erst recht denken 'Der spinnt'. Und da ich das nur
bedingt tue gibts dann doch ein paar Zeilen mehr.
An die Abfahrt in Munechen kann ich mich fast nimmer erinnern, nur dass ich
einen schrecklichen Schaedel drauf hatte vom Augustiner das wir am Vorabend
in unserem Hof getrunken haben. Dann sind wir ab Brenner in stroemendem
Regen nach Verona gefahren, haben in einer kurzen Regenpause die ersten
zwei Akte von Tosca gesehen bis der dritte abgebrochen wurde und sind dann
am naechsten Tag im Regen weiter bis Genua. Mit der Verschiffung ging alles
glatt, bis auf den Seegang der zeitweilig recht heftig war. Ab Tunis wars
dann endlich warm und mit grosser Vorfreude betraten wir wieder den
Afrikanischen Kontinent. Auf der Faehre trafen wir als einzige
gleichgesinnte Wuestenreisende ein junges Paar aus Dresden  und ein
aelteres aus AIC welche bevorzugt alleine reisen. Aber ums kurz zu machen,
mit den Dresdnern sind wir seitdem noch immer zusammen unterwegs.
Obwohl uns der letztjaehrige Ausflug in den grossen oestlichen Erg von
Algerien noch in schlechter Erinnerung war zog er uns wohl gerade deshalb
wieder an. Die Dresdener Anja und Matthias waren ebenfalls nicht abgeneigt
und schon befanden wir uns, nach 2 Tagen Tunesien und einer
unproblematischen Einreise nach Algerien, inmitten der hohen Duenen die
nicht enden wollen. Es folgten 6 harte Tage mit Tageskilometerleistungen um
die 30 bis 50 km, viel Schinderei bei hoellischen Temperaturen und Stuermen
aller Art und am Ende spukten uns die Duenen am suedlichen Ende alle wieder
gluecklich aus. Wir habens geschafft! Voellig ohne Spuren um diese
Jahreszeit mussten wir jeden km hart erkaempfen aber wir haben nicht
aufgegeben und tapfer durchgehalten. Auch erschwerende Umstaende wie
Verenas zunaechst nicht endendwollender Druchfall der selbst bis zu ihrem
Geburtstag anhielt und das geplante Duenenfestessen gefaehrtete oder die
Reifenpannen am Range Rover der DDs und vieles mehr konnten uns nicht mehr
zum Umdrehen bringen. Geschafft!
Zuegig sind wir dann auf meist guter Strasse bis hinab in den Suedosten
nach Djanet gedonnert. Haben ein paar wunderbare erholsame Tage in der Oase
und im phantastischen Tassili Gebirge verbracht und planten fuer letzten
Montag die Weiterfahrt nach Tamanrasset. Jedoch hat uns aber ein
fehlerhaftes Ersatzteil noch einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Ich
wechselte prophylaktisch den Dieselfilter und den Luftfilter am Tag vor der
Abreise und als wir endlich losfuhren stellten wir fest dass der neue
Giraffen-Toyi stetig an Leistung verlor, zu stottern begann und weissen
Rauch hustete bis er stehen blieb. Ratlosigkeit bis mein Verdacht auf ein
Leck am Dieselfilter stiess. Der Range musste die Giraffe in der Dunkelheit
nach Djanet zurueck schleppen wo wir bis Mitternacht noch dreimal den
Dieselfilter ausbauten und vergeblich versuchten das Leck zu orten oder
abzudichten. Unruhiger Schlaf und ein neuer Tag bringen manchmal die
Loesung, so auch diesmal. Ich besorgte einen groesseren aber passenden
Filter aus einem Toyota LKW, wir bauten ihn ein und die Giraffe lief
zuverlaessig wie eh und je. Wieder eine interessante Erfahrung reicher
verliessen wir einen Tag spaeter Djanet mit Ziel Tam. Jedoch nicht auf der
in den Karten verzeichneten Route sondern auf weiter im Sueden verlaufenden
Spuren. Die Route wird aufgrund ihrer vorwiegenden Benutzung auch als
Schmugglerpiste bezeichnet. Deswegen und auch wegen der staendigen
Grenznaehe zu Niger ist hier erhoehte Vorsicht geboten, aber inschallah
haben wir nichts gehoert und gesehen was nach Schmuggler aussah, nur Spuren
eben. Ueberhaupt haben wir seit Verlassen von Djanet und bis vorhin kurz
vor Tam keine Menschenseele gesehen, nur phantastische Landschaften und ein
Wirr Warr an Schluchten, Taelern und Felsen und zahlreiche Kamele und
Gazellen.
Seit 3 Stunden sind wir nun in Tam, sind gleich mal ins cyber-cafe
gfegangen und werden anschliessend unsere zweite hochverdiente Dusche seit
wir in der Sahara sind nehmen und am Abend Essen gehen hier in der
Grossstadt  der Zentralsahara.
Wir hatten eine echt tolle Reise bisher mit vielen tollen Erlebnissen und
Impressionen, fuehlen uns ueberall herzlich willkommen und pudelwohl. Es
geht uns gut und wir sind trotz aller Strapazen irgendwie erholt und
weiterhin abenteuerhungrig. Der neue Toyi mit all seinem Zubehoer und
Ausbau ist einfach klasse und die Federung und die Riesenreifen einfach:
ein Traum! Verena ist schon seit Verlassen der Duenen wieder gesund und
munter und ich blieb inschallah trotz gleicher Ernaehrung von Krankheit
verschont. Wir hatten immer genug gutes Wasser und prima Essen und einen
verspaeteten Geburtstagssekt und ab und zu ein Schlueckchen Bier,
eisgekuehlt durch die effektive Verdunstungskaelte.  Auch haben wir uns mit
unseren Reisepartnern noch nicht voellig zerstritten obwohls schon nahe
dran war und so stellt sich allmaehlich die unvermeidliche Frage: wie gehts
weiter? Ehrlich gesagt wir wissen es nicht. In gspinnerten Momenten haben
wir schon den ganzen Nordafrikanischen Kontinent mit unseren Partnern
verplant in anderen liegt die Trennung nahe. Verena und ich jedenfalls
moechten nach Niger, nach Agadez, und waeren auch gerne ins dortige Air
Gebirge und in die Tenere Wueste gefahren aber haben auch sinnvolle
Abstriche gemacht. Dennoch, wir sind in Tam weil die anderen beiden sich
hier ein Niger Visum besorgen werden, welches wir schon mitgebracht haben,
und dann werden wir sehr wahrscheinlich ueber verschlungene Pfade hinunter
nach Niger fahren, nicht ins Air aber auf jeden Fall nach  Agadez und
Umgebung. Und dann? Tja mal sehen wie spontan unsere Launen dann sind.
Liebste Gruesse an Euch alle, ich hoffe es geht allen aehnlich gut wie uns.

Euer Gerd

2005: Banjul - Gambia

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